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Lebensmittel retten mit Restlos e.V.

von | Mai 26, 2025 | Neu

HWL Nils Schneefuß (Foto rechts) hat sich als damaliger Küchenleiter im Pflegeheim Haus Laurentius in Bielefeld intensiv mit dem Thema Lebensmittelrettung beschäftigt. In diesem Beitrag beschreibt er die Zusammenarbeit mit dem Verein Restlos e.V. Der Verein hat das Ziel, Lebensmittel zu retten und diese wieder mehr wertzuschätzen.

Ziel des Projekts war es, die Mitarbeitenden im Haus Laurentius sowie den Träger, den Verbund katholischer Altenhilfe Paderborn e.V. (VKA), für das Thema Lebensmittelrettung zu sensibilisieren und zu begeistern. Im Rahmen eines Projekts wurde der Bezug geretteter Lebensmittel über den Verein Restlos e.V. erprobt, um diese in der Großküche der Einrichtung zu verwerten.


So funktioniert es: Lebensmittel retten mit Restlos e.V.

Der Verein Restlos e.V. rettet seit 2019 täglich etwa 600 kg Lebensmittel in Bielefeld. Diese stammen aus Supermärkten, Bäckereien, Großmärkten und direkt von Produzenten. Wichtig ist dabei, dass keine Konkurrenz zu den Tafeln besteht – es bleiben ausreichend Lebensmittel für alle Beteiligten übrig. Die geretteten Lebensmittel werden in zwei von Restlos e.V. betriebenen Retter-Märkten wieder in den Umlauf gebracht. Dort gibt es keine festen Preise – Preistafeln dienen lediglich als Orientierung. Mit den Einnahmen finanziert der gemeinnützige Verein unter anderem Workshops an Schulen, deckt laufende Kosten und zahlt zudem noch den Erzeugerinnen eine Entlohnung.

Innerhalb der hausinternen Nachhaltigkeitsgruppe gab es durchweg positive Rückmeldungen. Auch im privaten Umfeld wurde das Thema aufgegriffen. So berichtete die Tochter von Nils Schneefuß (Schülerin der vierten Klasse) in ihrer Grundschule über das Projekt, woraufhin alle vierten Klassen die Retter-Märkte besuchten und einen Workshop organisierten. In der Schule wurden Smoothies aus geretteten Früchten zubereitet, und die Grundschule plant nun, Schulobst über Restlos e.V. zu beziehen – ein Vorhaben, das durch das Land NRW gefördert wird. Die Nutzung der geretteten Lebensmittel in der Einrichtung führte dazu, dass Lebensmittel, die sonst im Müll gelandet wären, sinnvoll eingesetzt wurden. Gleichzeitig wird der Verein durch die Einkäufe unterstützt und kann dadurch weitere Projekte durchführen.

Die Wertschätzung für Lebensmittel konnte bei den Mitarbeitenden deutlich gesteigert werden. Die Kosten in der betreffenden Warengruppe – hauptsächlich Obst und Gemüse – sind durch den Einkauf bei Restlos e.V. spürbar gesunken. Auch das Abfallaufkommen an Plastikverpackungen wurde reduziert.

Hier gab es Schwierigkeiten, die gelöst wurden

Ein zentrales Anliegen war die Haltbarkeit der Ware. Es bestand die Sorge, dass Angehörige gerettete Lebensmittel möglicherweise als verdorbene Ware missverstehen könnten. Montagslieferungen, hauptsächlich aus Supermärkten, wiesen tatsächlich gelegentlich Qualitätsmängel auf. Dienstagslieferungen aus Großmärkten waren qualitativ hochwertiger. Bei der Verarbeitung war sorgfältige Prüfung notwendig – so wurden bei Tomaten feste Exemplare für Rohkost, weichere für Sugo genutzt. Reife Bananen stellten sich als schwierig heraus, da viele Bewohner*innen diese bevorzugt grün verzehren.
Die Öffentlichkeitsarbeit wurde bereits in der Planungsphase eingebunden, um zu verdeutlichen, dass die verwendeten Lebensmittel qualitativ einwandfrei sind und lediglich aufgrund von Verkaufslogik aussortiert wurden. Verzögerungen beim Projektstart entstanden durch logistische Umstellungen bei Restlos e.V., da ein zweiter Laden in Lemgo eröffnet wurde.

Selbstabholung hat sich bewährt

Um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen, wurde zunächst ein fester Liefertag (Dienstag vom Großmarkt) eingerichtet. Dadurch stand nur ein Tag für die Verarbeitung der gesamten Wochenmenge zur Verfügung. Da die Lieferkosten recht hoch waren, wurde später auf Selbstabholung umgestellt. Eine vollständige Umstellung auf Restlos e.V. war deshalb noch nicht möglich. Daran wird weitergearbeitet.
Ein weiterer positiver Aspekt: Die Abrechnung erfolgt nun gesammelt einmal im Monat, nicht mehr pro Lieferung. Dies führte zu Einsparungen bei Papierverbrauch und Arbeitszeit und trug zur Nachhaltigkeit im Verwaltungsprozess bei.

Beruflich erfolgte nun ein Wechsel in die Einrichtung St. Joseph Bielefeld Pflege + Wohnen, ebenfalls unter Trägerschaft des VKA. Dort hat Nils Schneefuß im Oktober 2024 seine Tätigkeit als Hauswirtschaftsleitung aufgenommen. „Natürlich werde ich versuchen, den Verein Restlos auch in dieser Einrichtung zu integrieren“, so Schneefuß.

Robert Baumann

Mehr zum Thema lesen Sie in der aktuellen rhw management-Ausgabe 6/2025.

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