Eine Umarmung, eine Hand auf die Schulter legen oder ein Streichen über den Rücken: wir alle wissen, wie wohltuend dies sein kann. „Heilsame Berührung“ heißt eine komplementärmedizinische Methode, die das therapeutische Potenzial von Berührungen in der Alten- und Krankenpflege gezielt nutzt.
Die Kraft von Berührungen als ergänzende wirkungsreiche Maßnahme wird in Deutschland zunehmend erkannt. Diese Praktik kommt ursprünglich aus den USA. Dort wurde „Therapeutic Touch“ in den 1970er Jahren von der Pflegewissenschaftlerin und Krankenschwester Prof. Dr. Dolores Krieger entwickelt. Und dann zu einer schnell erlernbaren alternativmedizinischen Methode ausgebaut.
Zu dieser Zeit wurde im Gesundheitswesen fast nur noch High-Tech-Medizin eingesetzt. Zeitgleich kam aber auch eine Bewegung auf. Diese beschäftigte sich mit alternativen heilsamen Methoden aus anderen Ländern und Kulturen wie zum Beispiel Yoga. „Prof. Krieger hat damals formuliert. Wir brauchen ergänzend zu High Tech auch High Touch im Gesundheitswesen. Und das finde ich einen wunderbaren Satz“, sagt Christine Pehl. Sie ist Dozentin und Seminarleiterin für heilsame Berührung in der Pflege (siehe auch den Kasten „Zur Person“).
Ausgehend von den USA wurden ab den 1970er Jahren viele Krankenschwestern und Pfleger in der therapeutischen Berührung ausgebildet. Die Methode wird in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Hospizen angewendet. Es zeigte sich im Alltag, dass dadurch medikamentöse Unterstützung reduziert oder ganz abgesetzt werden kann.
Auch in Europa wird heilsame Berührung in immer mehr Einrichtungen Teil des therapeutischen Spektrums. In den skandinavischen Ländern und in Österreich ist die Methode, so Christine Pehl, in die Standard-Pflegeausbildung aufgenommen worden. Oft auch in Kombination mit der Anwendung von Aroma-Ölen.
Ängste und Schmerzen werden gemildert
Die Erkenntnisse der modernen Berührungsforschung zeigen es an. Als sanfte Behandlungsmethode können Berührungen Stress, Ängste und Schmerzen abmildern und so den gesamten Heilungsprozess fördern. „In einer großen Studie mit rund 1.500 Brustkrebs-Patientinnen an einem Krankenhaus in Wien wurde die Hälfte der Frauen klassisch schulmedizinisch behandelt und die andere Hälfte ergänzend mit Berührungen. Hier zeigte sich, dass die Behandlungserfolge wesentlich höher waren, wenn zusätzlich beruhigende Berührungen eingesetzt wurden“, berichtet Christine Pehl.
Dass Berührungen heilsam sein können, ist eigentlich ein ganz altes Wissen. Oft setzen wir sie im Alltag ein, ohne dass es uns bewusst ist. Zum Beispiel, wenn wir die Hand auf eine schmerzende Stelle legen oder Kinder in den Arm nehmen, wenn sie sich wehgetan haben.
Die heilsame Wirkung erklärt Christine Pehl folgendermaßen. „Berührung harmonisiert und stärkt den Menschen. Das Herz beruhigt sich, der Puls geht runter und Glückshormone werden ausgeschüttet.“ Außerdem schaffe die Berührung Bindung, Vertrauen, Halt und Geborgenheit. „Das alles kennen wir zum Beispiel bei der Betreuung von Frühgeborenen und auch bei der Begleitung von Sterbenden. Wenn hier Sprache nicht mehr ankommt, bringt die Berührung der Hände Ruhe und Frieden in den Raum.“
Demenzkranke profitieren stark
Und auch Demenzkranke profitieren stark davon, denn der Tastsinn ist oft der letzte verbleibende Sinn, der noch Kontakt ermöglicht, wenn verbale Fähigkeiten eingeschränkt sind. Generell scheint zu gelten: Je älter die Menschen sind, desto weniger werden sie berührt. Das heißt aber nicht, dass Berührungen im Alter an Bedeutung verlieren – im Gegenteil.
Alexandra Höß
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Foto: Pixabay
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