Linda Kraus ist seit fast zehn Jahren Hauswirtschafts- und Küchenleitung im Pflegezentrum St. Josef der Caritas Mannheim in Buchen-Waldhausen. Sie beschreibt in rhw praxis ihren Weg. Linda Kraus: von Triesdorf zur HWL im Heim, sie beschreibt, wie herausfordernd ihr Start war und wie sich die Hauswirtschaft zeitgemäß präsentieren kann.
Nach ihrer dreijährigen Ausbildung zur Hauswirtschafterin in Ochsenfurt und der anschließenden dreijährigen Ausbildung zur „Staatlich geprüften Betriebswirtin für Ernährungs- und Versorgungsmanagement“ an der Fachakademie in Triesdorf war es für Linda Kraus zunächst gar nicht so einfach, eine Stelle zu finden. Es fehle die Berufserfahrung, hörte sie, es hagelte immer wieder Absagen.
Und so musste sie sich eben ihre Berufserfahrung selbst aneignen: Sie machte sich im „Ring für Familiendienstleistungen“ im Raum Kitzingen selbstständig. Dieser Dienst vermittelt selbstständige Hauswirtschafterinnen, die Kunden im täglichen Leben zur Seite stehen. Dort hat Kraus rund ein Jahr lang als Haushaltsunterstützung gearbeitet, beispielsweise wenn schwangere Frauen liegen mussten, wenn sich ein Klient den Arm gebrochen hatte oder bei der Kinder- und Seniorenbetreuung.
Die Stellenanzeige ihres heutigen Arbeitgebers St. Josef der Caritas Mannheim hatte sie im Internet entdeckt. Von dem Ort Waldhausen hatte sie zuvor noch nie gehört. Doch es passte, die Arbeitsstelle ist nur 15 Minuten von ihrem neuen Zuhause entfernt. Dorthin ist sie mit ihrem Mann nach dem Studium in Triesdorf gezogen.
Linda Kraus: Von Triesdorf zur Hauswirtschaftsleitung mit 22 Jahren
„Beim Studium an der Fachakademie Triesdorf habe ich das Klischee voll erfüllt.“ Denn dort hat sie ihren heutigen Ehemann kennengelernt, der Techniker im Landbau ist. „Wir waren nicht die ersten in Triesdorf, die sich dort kennengelernt und später geheiratet haben“, sagt die 31-Jährige lachend.
Nachdem sie sich beim Pflegezentrum St. Josef beworben hatte, wurde schon am nächsten Tag reagiert: „Ich erinnere mich noch an den Anruf. Ich war gerade bei einer Familie in der Kinderbetreuung und dachte, da muss ich jetzt rangehen. Es war die Zusage für die Stelle als Hauswirtschaftsleiterin – und das mit 22 Jahren.“
Ankerpersonen beim Onboarding suchen
Doch der Einstieg (Onboarding) im Pflegezentrum war nicht ganz einfach, denn gestandene Mitarbeitende in Hauswirtschaft und Küche sind nicht immer offen für junge Chefinnen mit ihren neuen Ideen. Das haben viele Absolventinnen an der Fachakademie Triesdorf beim Berufsstart lernen müssen.
Wichtig sei beim Onboarding laut Kraus, sich Ankerpersonen zu suchen. Bei ihr waren das zum Beispiel die Küchenkraft Doris Wagner, die ihr zuarbeitet, der Heimleiter Steffen Knapp oder die damaligen Pflegedienstleitung Lilia Funk. Alle drei haben sie bei der Einarbeitung unterstützt, denn Linda Kraus war 2015 die erste Hauswirtschaftsleiterin überhaupt in dieser Einrichtung.
2015 gab es nur eine Küchenleitung und die Dienstpläne für die Reinigung und die Hauswirtschaft wurden von der Pflegedienstleitung „nebenbei gemacht“. Am Anfang war das Image der Hauswirtschaft im Pflegeheim auch eher schlecht. Die Bewohner, Gäste und Besucher haben damals nicht verstanden, warum man nicht einen neuen Koch als Küchenleiter einstellt. Und wie man eine Hauswirtschaftsleiterin einstellen kann, die doch keine Ausbildung als Köchin hat. „Ich glaube, dass selbst heute in vielen Einrichtungen dieses alte Denken noch immer vorhanden ist“, sagt Kraus. Diese Bedenken wurden jedoch sehr schnell ausgeräumt und die Hauswirtschaft bekannter gemacht, so wie hier mit einer Torte aus 120 Eiern zum Familienbrunch 2023 (Foto: Linda Kraus).
Gesamtleitung für Hauswirtschaft und Küche
Nach der Pensionierung des Küchenleiters hat Linda Kraus kurz danach dann die Gesamtleitung für Hauswirtschaft und Küche übernommen. Im Pflegeheim werden derzeit 103 Bewohner bereut, der jüngste ist 38 Jahre alt.
Eine Herausforderung war auf jeden Fall, dass damals die Dienstpläne noch mit Papier und Taschenrechner erstellt wurden. Deshalb wurde ein Programm angeschafft, um die Vorgänge zu digitalisieren. Auch die Dokumentation in der Küche wurde größtenteils digitalisiert und die Abläufe für Lebensmittel- und Hygienevorschriften standardisiert.
Hinzu kam ein neues Warenwirtschaftssystem, in das die Rezepte und Speisepläne eingegeben werden konnten und nicht mehr in Word abgeschrieben werden mussten. „Damals haben wir auch noch die Allergene für die Kennzeichnung von Hand aus Zettelkästen herausgesucht“, erinnert sich Kraus. Das geschieht jetzt natürlich alles automatisiert im Warenwirtschaftssystem. Sehr geholfen hat ihr der Austausch mit anderen HWLs bei den von der Caritas Mannheim organisierten HWL-Treffen. Dabei waren zum Beispiel auch Referenten von Chefs Culinar, die bei der digitalen Umstellung geholfen haben.
Mehr zum Thema lesen Sie in der aktuellen rhw-praxis-Ausgabe 2/2024.
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