In der Hauswirtschaft in sozialen Einrichtungen läuft der Betrieb wie ein Uhrwerk: Essen muss pünktlich serviert, Wäsche hygienisch versorgt und Räume gepflegt sein. Routinen sind fest etabliert. Die Arbeit kann sich monoton anfühlen, so dass sich Mitarbeitende fragen: „Soll das noch jahrelang so weitergehen?“ Nein, das muss es nicht, durch Jobcrafting in der Hauswirtschaft.
Es gibt viele Wege, die eigene Arbeit so zu gestalten, dass sie Sinn stiftet und Freude macht. Dieses „sich den Job zurechtbasteln“ hat einen Namen: Jobcrafting (basteln auf Englisch: to craft). Und es funktioniert auch in der Hauswirtschaft.
Was ist Jobcrafting?
Jobcrafting bedeutet, die eigene Arbeit Schritt für Schritt so anzupassen, dass sie besser zu den eigenen Stärken, Interessen und Bedürfnissen passt. Es geht nicht darum, den Arbeitsplatz komplett umzukrempeln oder das ganze Team auf den Kopf zu stellen. Oft genügen kleine Anpassungen, um mehr Abwechslung, Energie, Selbstvertrauen und Freude in den Alltag zu bringen.
Der Begriff wurde Anfang der 2000er Jahre von den US-Wissenschaftlern Amy Wrzesniewski, Justin Berg und Jane Dutton geprägt. Sie fanden heraus: Beschäftigte gestalten ihre Arbeit oft eigeninitiativ um, um sie sinnvoller zu erleben – ohne, dass die Vorgesetzten darüber Bescheid wissen. Wird Jobcrafting bewusst gefördert, kann es Motivation, Bindung und Gesundheit stärken.
Drei Wege, wie Jobcrafting gelingen kann
1. Kraftquellen fokussieren
Welche Aufgaben geben Energie, welche rauben sie?
Beispiel: Maria, 52, arbeitet in der Hauswirtschaft einer Senioreneinrichtung. Viele Routinen sind festgelegt, viele Abläufe sind anstrengend. Maria backt leidenschaftlich gerne. Ihre Idee findet Anklang: Einmal pro Woche backt sie zusammen mit Bewohnerinnen einfache Kuchen. Das Ergebnis: Freude und Dankbarkeit im direkten Miteinander, lebendige Begegnungen und für Maria das Erlebnis, dass ihr Wirken Sinn stiftet.
2. Perspektive wechseln
Welchen Nutzen hat die Arbeit für das große Ganze?
Beispiel: Eine Hauswirtschaftsleiterin ist müde, täglich neu die Dienstpläne zu jonglieren. Im Gespräch mit ihrer Vorgesetzten erkennt sie: Mit jedem Plan schafft sie Verlässlichkeit für ihr Team und erleichtert den Alltag der Kolleginnen enorm. Statt Frust spürt sie nun Stolz auf ihre Rolle als „Strukturgeberin“.
3. Beziehungen stärken
Wie können wertvolle Kontakte bewusst gestaltet werden?
Beispiel: Eine Mitarbeiterin in der Wäscherei wünscht sich mehr Nähe zu den Menschen in der Einrichtung. Sie schlägt vor, beim Wäschesortieren eine kleine Runde durchs Haus zu drehen und mit Bewohnern zu sprechen. Das bereichert ihren Alltag um Begegnungen und persönliche Momente.
Warum Jobcrafting in der Hauswirtschaft so wichtig ist
Hauswirtschaft ist ein Bereich, in dem Arbeit oft unsichtbar im Hintergrund geschieht. Dabei leisten die Teams enorm viel und tragen entscheidend zum Wohlbefinden von Bewohnerinnen und Klientinnen bei. Jobcrafting bringt:
- Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit: Mitarbeitende erleben, dass sie Gestaltungsspielräume haben.
- Gesundheit und Resilienz: Wer Freude am Tun empfindet, senkt Stresslevel, schützt sich vor Erschöpfung und gewinnt Kraft zurück.
- Teamgeist und Ausstrahlung: Begeisterung überträgt sich. Bewohner, Klienten und Kolleginnen spüren, wenn Mitarbeitende mit Herzblut bei der Sache sind.
Darüber hinaus ist Jobcrafting ein Instrument der Personalbindung. Immer mehr Menschen, gerade jüngere Beschäftigte, legen Wert auf Sinn und Mitgestaltung. Arbeitgeber, die Jobcrafting in der Hauswirtschaft ermöglichen, gewinnen an Attraktivität für das Stammpersonal und für Bewerber.
Mehr zum Thema lesen Sie in der aktuellen rhw management-Ausgabe 11/2025.

Text und Foto: Susanne Kleiner
Susanne Kleiner ist Beraterin, Trainerin und Coach rund ums Thema Schreiben, Kommunikation und bessere Sprache. www.susanne-kleiner.de
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Titelfoto: Rawpixel
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