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Interview mit Beate Imhof-Gildein: „Die Branche hat sich immer professioneller aufgestellt“

Ende Juni 2024 wird sie sich nach 28 Jahren als Geschäftsführerin des Berufsverbandes Hauswirtschaft e.V. verabschieden. Wir blicken im rhw-Interview mit Beate Imhof-Gildein zurück auf die Herausforderungen und Höhepunkte in den fast drei Jahrzehnten.

Wie geht es Ihnen beim Gedanken an den Abschied beim Berufsverband Hauswirtschaft?

Natürlich fällt mir der Abschied schwer, denn der Berufsverband Hauswirtschaft hat ja so viele Jahre mein Leben geprägt. Aber ich denke, es ist nun auch an der Zeit, dass ich als Babyboomer Platz mache für die nachfolgenden Generationen. Ich habe damals mit 37 Jahren als Geschäftsführerin begonnen, und so bin ich froh, dass mein Nachfolger Renè Rettig auch in den Dreißigern ist.

Welche Veränderungen haben Sie im Berufsverband Hauswirtschaft e.V. eingeleitet, die besonders positiv sind?

Die Veränderungen waren anfangs sicher am größten. Man muss sich vorstellen, dass meine Vorgängerin noch keinen PC hatte!

Und das war anfangs auf jeden Fall die Zielrichtung, dass die Geschäftsstelle ein Dienstleister für die Mitglieder ist. Überhaupt hat sich diese Aufgabe von Verbänden in der gesamten Verbandslandschaft erst Ende der 1990-iger Jahre in diese Richtung entwickelt. Damals wurde auch die Deutsche Gesellschaft für Verbandsmanagement (DGVM) gegründet, und mir war wichtig, von Anfang an Mitglied zu sein. Und es war ganz wichtig für mich, dass damals ein Lehrgang für Verbandsmanagement angeboten wurde, den es heute leider so nicht mehr gibt. Verbandsmanagement, Professionalisierung und in den letzten Jahren Digitalisierung sind sicherlich die größten Veränderungen.

Preisverleihung mit Christian Wulff 2006 war eines der Highlights

Was waren die drei Höhepunkte Ihrer beruflichen Laufbahn als Geschäftsführerin?

Der größte Höhepunkt war die Verleihung des Weiterbildungs-Innovationspreises 2006. Wir haben ihn für das Qualifikationskonzept „Qualitätsmanagement-Fachkraft für die Hauswirtschaft“ erhalten. Karin Beuting-Lampe und M. Christine Klöber hatten das Konzept entwickelt und die Einreichung initiiert. Der Preis wurde im Rahmen der Bildungsmesse didacta am 20. Februar 2006 in Hannover durch den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff und den Präsidenten des Bundesinstituts für Berufsbildung, Manfred Kremer, überreicht.

Der zweite Höhepunkt waren die Ergebnisse der ersten – wenn auch standardisierten – Mitgliederbefragung im Jahr 2005. Wir haben am sogenannten Mitgliederfokus der Firma „forum! Marktforschung“ teilgenommen. So konnten wir uns einem Benchmark mit 33 anderen Verbänden stellen und haben gut abgeschnitten: Die Mitglieder waren damals überdurchschnittlich zufrieden im Vergleich der Verbände (75 Punkte im Vergleich zu 65 Punkten aller Verbände). 70 Prozent der Mitglieder ließen sich als zufriedene Mitglieder bezeichnen. Das war damals eine sehr schöne Bestätigung unserer Arbeit.

Und an dritter Stelle kommen die Jahrestagungen. Sie waren immer das Highlight im Verbandsjahr. Ich habe es genossen zu erleben, dass die Teilnehmenden sich wohl fühlen – und dass die persönlichen Begegnungen das sind, was Verbände auszeichnen.

Interview Beate Imhof-Gildein: Ein Meilenstein? Der Weg von der Versorgung hin zur hauswirtschaftlichen Betreuung.

Welche Entwicklungen in der Branche haben Ihre Amtszeit besonders geprägt?

In meiner Amtszeit wurden zwei Ausbildungsverordnungen Hauswirtschafter*in und eine Meisterprüfungsverordnung, bei deren Entstehung ich den Berufsverband Hauswirtschaft auch vertreten hatte, erlassen. 1999 wurde die BAG-HW gegründet; für die erste Vorsitzende Brigitte Rüb-Hering hatte ich organisatorische Aufgaben in unserer Geschäftsstelle übernommen. 2016 wurde der Deutsche Hauswirtschaftsrat gegründet. Die Branche hat sich also immer professioneller aufgestellt.

Ein inhaltlicher Meilenstein ist für mich die fachliche Positionierung von der Versorgung hin zur hauswirtschaftlichen Betreuung, wie sie 2012 von der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft (dgh) unter der Überschrift „Den Alltag leben!“ veröffentlicht wurde. Auch die 2000 vom KDA propagierte 4. Generation des Altenpflegeheimbaus „Hausgemeinschaften“ hat damals die Hauswirtschaft in ein neues Licht gerückt.

Beate Imhof-Gildein 2024 mit ihrem Team der Geschäftsstelle des Berufsverbandes Hauswirtschaft e.V. in Weinstadt
(Foto: Robert Baumann)

Wie geht’s nun weiter, bleiben Sie der Branche noch ein bisschen erhalten?

Ja, so ganz kann ich mich noch nicht trennen: Da ich beim Berufsverband Hauswirtschaft ja immer nur eine Teilzeitstelle hatte, habe ich gerne 2017 die Aufgabe übernommen, für den neu gegründeten Deutschen Hauswirtschaftsrat Geschäftsführungsaufgaben zu übernehmen und so den Aufbau mitzugestalten. Diese Arbeit werde ich noch weiterführen und freue mich schon darauf, auch den 3. Deutschen Hauswirtschaftskongress am 2. und 3. Juni 2025 in Köln wieder mit zu organisieren.

Vielen Dank für das Interview, liebe Beate Imhof-Gildein, und viel Erfolg für die Zukunft.

Interview: Robert Baumann

Das gesamte Interview lesen Sie in Kürze in rhw praxis 2/2024.

Mehr zum Abschied von Beate Imhof-Gildein mit ihren Weggefährt*innen finden Sie hier

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