„Hauswirtschaft – für Andersmacher“ lautet das Logo von „HerzWertSchafft“, einem hauswirtschaftlichen Dienstleistungsunternehmen in Baiersdorf in Mittelfranken. Was das gemeinwohlorientierte Unternehmen alles anders macht, darüber sprachen wir mit Gesellschafterin und Geschäftsführerin Silke Stubbe.
„Ich weiß, dass manche unserer Kunden richtige Fans von uns sind und eine große Verbundenheit zu den Mitarbeiterinnen besteht. Wenn die Mitarbeiterin hinter dem Unternehmen steht, kommuniziert sie das gegenüber dem Kunden und das springt dann auch auf ihn über“, so Silke Stubbe (auf dem Baum-Foto links).
Hauswirtschaft hat eine Schlüsselstellung in der Gesellschaft
Aus ihrer Sicht hat Hauswirtschaft eine Schlüsselstellung in der Mitte der Gesellschaft und ist per se gemeinwohlorientiert. Das müsse nur besser nach außen transportiert werden. „Hauswirtschaft ist die Keimzelle für die nächste Generation. Es gibt überall Haushalte und Hauswirtschaft auf der ganzen Erde und das ist essenziell für das Leben aller auf diesem Planeten.“ Hauswirtschaft könne unglaublich viel bewirken, wenn man sich dessen bewusst sei und sein Licht nicht unter den Scheffel stelle.
Aktuell ist man mit „HerzWertSchafft“ bei einem Preis von 42 Euro pro Stunde angekommen und die Dienstleistung sei den Preis auch wert. Silke Stubbe: „Wir müssen uns nicht verstecken, wir haben eine Fachkraftquote von über 50 Prozent. Wir arbeiten hochprofessionell und bieten unseren Kunden einen echten Mehrwert. Indem wir ihnen einen Teil der Verantwortung für ihren Haushalt abnehmen und sie dadurch maßgeblich unterstützen.“ Die finanzielle Wertschätzung sei eben auch eine Form der Wertschätzung.
Auf Augenhöhe mit den Kunden
Früher war der Kunde König, heute ist die Mitarbeiterin auf Augenhöhe mit den Kunden. Das sei für einige wenige Kunden schwierig gewesen, die dies so nicht gewöhnt waren. „Wir kündigen auch Kunden, wenn sie nicht wertschätzend mit unseren Mitarbeiterinnen umgehen, zum Beispiel wenn sie grob unhöflich sind oder nur in Anweisungen kommunizieren“, sagt Silke Stubbe.
Und was macht das Unternehmen noch anders? „Unser oberstes Ziel ist nicht, den Gewinn zu maximieren, sondern, durch unsere Arbeit dazu beizutragen, dass es allen Beteiligten, den Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten, der Gesellschaft und der Umwelt immer besser geht.“
Konkret heißt das, die Menschenwürde, Solidarität/Gerechtigkeit, Transparenz/Mitbestimmung und die ökologische Nachhaltigkeit für und am besten auch mit allen Beteiligten zu stärken. Anhand einer Matrix forciert Silke Stubbe einzelne Schritte im Unternehmen, um in jedem Bereich besser zu werden.
Und hier liegt auch der Unterschied zur Gemeinnützigkeit. Zwar geht es auch bei gemeinnützigen Gesellschaften nicht um Gewinnmaximierung, sondern um die Erfüllung des gemeinnützigen Zwecks. Dieser Zweck ist allerdings in der Satzung festgeschrieben und führt über den Gemeinnützigkeitsstatus zu enormen steuerlichen Vorteilen (zum Beispiel Steuerfreiheit). Das hat aber auch den Nachteil, dass keine Entwicklung stattfinden muss bzw. darf – um den satzungsgemäßen Zweck nicht zu gefährden. Die Gemeinwohlorientierung hingegen ist entwicklungsorientiert. Alle zwei Jahre wird ein Gemeinwohlbericht erstellt, mit dem klaren Ziel, sich in allen Bereichen zu verbessern.
Beispiele für neue Entwicklungen
Warum arbeitet das Unternehmen heute auch bei Pflegebedürftigen? Das war eine Idee von Kunden und Mitarbeiterinnen. „Beide sind an mich herangetreten und haben gesagt, eigentlich wäre es toll, wenn die Kunden von uns weiterversorgt werden könnten, wenn sie pflegebedürftig werden.“
Oder das Thema ökologische Nachhaltigkeit: Die Mitarbeiter-Polo-Shirts und ein Teil der Druckerzeugnisse wie Kundenmappen werden von Gemeinwohl-Unternehmen gefertigt. Seit August 2024 besteht für die Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, sich ein Dienstrad zu leasen und auf diese Weise Kosten und CO2 einzusparen. „Für mich ist das ein Herzensanliegen“, sagt Silke Stubbe. Sie selbst und auch das Unternehmen ist seit 2018 Mitglied im Verein der Gemeinwohl-Ökonomie und seitdem verändert sie das Unternehmen bewusst in Richtung Gemeinwohlorientierung.
Mehr zum Thema lesen Sie in der aktuellen rhw management-Ausgabe 10/2025.
Foto: HerzWertSchafft
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