Coach Verena Frank aus Kiel hat acht Jahre in der Hauswirtschaft als HWL und sechs Jahre als Heimleiterin gearbeitet. Derzeit baut sie ihr eigenes Coaching-Unternehmen auf. Ihr Motto: Selbstbegeisterung!
Es gibt ja nicht viele in der Hauswirtschaft, die den Weg zur Heimleiterin gehen, oder?
Ich war letztens bei einem Heimleiter-Stammtisch, da war ich die einzige Heimleitung, die aus der Hauswirtschaft kommt. Ich kenne auch sonst niemanden, der diesen Weg gegangen ist. Entweder ist es der klassische Weg über Pflegefachkraft, Pflegedienstleitung und dann Einrichtungsleitung oder es sind Menschen, die BWL studiert haben oder aus der Verwaltung kommen.
Da war ich schon sehr exotisch als Heimleitung, obwohl das natürlich ganz hervorragend ging. Alles Administrative habe ich gemacht, alles was die Pflege betrifft, die Pflegefachkraft. Als Hauswirtschaftliche Betriebsleitung bekommt man ja in der fünfjährigen Ausbildung alle Skills vermittelt, die man braucht, von Betriebswirtschaft über Personalführung bis zur Budgetplanung. Eigentlich wäre es sehr schlau, wenn mehr Hauswirtschaftsleitungen auch Einrichtungsleitungen werden würden. Leider ist oft die Hauswirtschaftsleitung das Ende der Karriereleiter. Die Heimleitung ist eine Mega-Option, die sich noch nicht so richtig herumgesprochen hat.
Wie ist denn Ihr Karriereweg verlaufen?
Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hatte immer tolle Menschen um mich herum, die mich gefördert und unterstützt haben. Ich habe nicht einen Tag bereut, diesen Weg gegangen zu sein. Hauswirtschaft ist der beste Beruf!
Nach dem Abschluss als Hauswirtschafterin und dem Besuch der Fachschule für Hauswirtschaft im ländlichen Raum in Hademarschen war ich mit 22 Jahren Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin und dachte, da stellt mich ja niemand ein. Deshalb bin ich erst einmal ein Jahr in die USA zu einer deutschen Familie gegangen, die ausgewandert war.
Als ich zurückkam, habe ich mich auf eine Stelle als Hauswirtschaftsleitung mit der Verantwortung für Küche, Wäsche und Reinigung in einem Pflegeheim beworben, habe diese bekommen und hatte auf einmal 13 Mitarbeitende und das mit 23 Jahren… Rückwirkend betrachtet muss ich schon sagen: das war verrückt! Aber ich habe den Job angenommen und es damals gar nicht hinterfragt.
Es stellte sich hinterher heraus, dass meine Vorgängerin kurz vor der Rente war und weder Qualitätsmanagement noch HACCP ernst genommen hatte. Die Geschäftsleitung dachte, jetzt stellen wir jemand ganz Junges ein, der mit diesen Themen keine Probleme hat. Die Einrichtung war in Burg auf Fehmarn. Auf der Insel habe ich mich allerdings nicht heimisch gefühlt und bin nach drei Jahren als Hauswirtschaftsleitung ins Haus Hog‘n Dor in Westerrönfeld gewechselt. In der Pflegeeinrichtung habe ich zunächst die Reinigung und Wäsche sowie auch das Qualitäts- und Belegungsmanagement verantwortet.
Das Belegungsmanagement zu übernehmen, ist ja auch nicht gerade typisch für eine Hauswirtschaftsleitung?
Nein, das war aber eine super Chance, mich zu entwickeln und noch einmal etwas ganz Neues auszuprobieren und zu erlernen.
Und wie gelang dann der Sprung zur Einrichtungsleitung?
Das war in derselben Einrichtung, ein ganz tolles Haus. Es wurde zu der Zeit geführt von Mutter und Tochter, die beiden waren Geschäftsführerinnen mit Heimleiterschein. Die Senior-Chefin hatte angekündigt, mittelfristig in Rente gehen zu wollen und die Tochter wollte dann noch jemand weiteren in der Einrichtung haben mit einem Heimleiterschein. Und so durfte ich 2015 die passende (und auch teure) Weiterbildung zur Einrichtungsleitung machen. Das lief dann über zwei Jahre berufsbegleitend.
Verena Frank: Aufgaben in der Hauswirtschaft und als Coach zusammenbringen
Sie haben dann sechs Jahre als Heimleitung gearbeitet und in der Pandemie den Schlussstrich gezogen und gekündigt. Wie kam es dazu?
Nach zwei Jahren Pandemie brauchte ich eine Pause, ich konnte einfach nicht mehr. Ich hatte noch keinen Burn-out, war aber ausgebrannt und erschöpft. Wir haben wirklich mit dem gesamten Team mit dem besten Wissen und Gewissen versucht, auf der einen Seite alle Vorgaben umzusetzen und die alten Menschen zu schützen, sie aber auf der anderen Seite auch nicht vereinsamen zu lassen.
Die Kündigung 2022 war ein Selbstschutz, acht Wochen Urlaub hätten nicht gereicht. Seitdem habe ich eine halbe Stelle in der Handwerkskammer Lübeck im Bildungszentrum Kiel und arbeite dort als Anleiterin und Coach in einer Maßnahme, bei der Langzeitarbeitslose fit gemacht werden für den ersten Arbeitsmarkt.
Das ist eine ganz andere Aufgabe. Ich arbeite eins zu eins mit Menschen und bin nicht mehr für das große Ganze verantwortlich. Es macht Spaß, man sieht die Veränderung und den Unterschied, die man für und mit Menschen machen kann. Die Maßnahmen dauern jeweils ein halbes Jahr und ich bin für zehn Klienten zuständig. Diese stammen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, haben Suchtproblematiken oder chronische Erkrankungen – das ist eine bunte Mischung und macht es sehr spannend. Hier bin ich angestellt, habe feste Arbeitszeiten und nebenbei Zeit und Kapazitäten dafür, mein Coaching-Business unter https://selbstbegeisterung.de/ aufzubauen. (…)
Interview: Alexandra Höß
Das ganze Interview lesen Sie in der aktuellen rhw management-Ausgabe 10/2024.
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