Der Deutsche Hauswirtschaftsrat hat mit Unterstützung des Kompetenzzentrums PQHD eine Expertengesprächsreihe zum Thema haushaltsnahe Dienstleistungen durchgeführt. In vier digitalen Fachveranstaltungen diskutierten hochkarätige Expert*innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze für diesen essenziellen Wirtschaftszweig.
„Die interessierten Zuhörenden aus Politik und Gesellschaft zeigen uns, wie relevant das Thema in Zeiten des Fachkräftemangels ist“, so Präsidentin Ursula Schukraft. „Wir konnten hiermit Vorurteile abbauen und Möglichkeiten für professionelle haushaltsnahe Dienstleistungen aufzeigen“, hob Ursula Schukraft den entstandenen Mehrwert hervor.
Folgende bedeutsame Themen wurden unter Moderation von Peter Hammer (Deutscher Hauswirtschaftsrat) diskutiert.
Haushaltsnahe Dienstleistungen: Prävention vor Pflege
Im ersten Expertengespräch wurde die Bedeutung haushaltsnaher Dienstleistungen für die Prävention von Pflegebedürftigkeit beleuchtet. Christine Hopf (Deutscher Hauswirtschaftsrat), Annemarie Fajardo (Deutscher Pflegerat), Silke Kamm (HausGemacht eG) und Elvira Werner (Dipl. Psychogerontologin) waren sich einig, dass eine frühzeitige Unterstützung durch hauswirtschaftliche Dienstleistungen den Eintritt in die Pflege verzögern kann. Als größtes Hindernis wurde die fehlende Finanzierung identifiziert. Die Expert*innen forderten eine Reform der Sozialgesetzbücher, um frühzeitige Maßnahmen gezielt zu fördern.
Fachkräfteeinwanderung – Chancen für den hauswirtschaftlichen Arbeitsmarkt
Die Fachkräfteeinwanderung bietet Potenzial für die Hauswirtschaft, spielt bisher jedoch eine untergeordnete Rolle. Barbara Wagner (GFFB), Olivia Brohl-Schaffron (Welcome Center Sozialwirtschaft Baden-Württemberg) und Kaspar Pfister (BeneVit Gruppe) diskutierten neue Wege der Anwerbung und Herausforderungen wie Bürokratie und mangelnde Digitalisierung. Die Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes bietet Erleichterungen, doch die Umsetzung bleibt komplex. Die Expert*innen regten an, gezielte Programme für die Hauswirtschaft zu entwickeln und Anerkennungsverfahren zu vereinfachen.
Potenziale für Gesellschaft und Wirtschaft freisetzen durch haushaltsnahe Dienstleistungen
Annika Klose (SPD), Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen), Silvia Breher (CDU) und Ursula Schukraft (Deutscher Hauswirtschaftsrat) diskutierten die Notwendigkeit einer besseren Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen. Besonders das Gutscheinmodell wurde als Möglichkeit gesehen, Frauen zu entlasten und Schwarzarbeit zu reduzieren. Trotz politischer Einigkeit über die Wichtigkeit des Themas wurde bedauert, dass entsprechende Maßnahmen bislang nicht umgesetzt wurden. Die Podiumsteilnehmer*innen forderten eine stärkere Berücksichtigung im politischen Diskurs der kommenden Legislaturperiode.
Haushaltsnahe Dienstleistungen: Von unseren europäischen Nachbarn lernen
Zum Abschluss der Reihe wurde der Blick ins europäische Ausland gerichtet. Prof. Dr. Clémence Ledoux (Universität Nantes), Prof. Dr. Christine Küster (PQHD-Kompetenzzentrum) und Ursula Schukraft (Deutscher Hauswirtschaftsrat) analysierten die Erfolgsmodelle in Frankreich und Belgien. Dort haben finanzielle Förderprogramme Schwarzarbeit reduziert und die soziale Absicherung verbessert. Die Expert*innen empfahlen, diese Ansätze als Vorbild für Deutschland zu nutzen, um eine nachhaltige Struktur für haushaltsnahe Dienstleistungen zu schaffen.
Die Expertengesprächsreihe zeigte eindrucksvoll, dass haushaltsnahe Dienstleistungen ein Schlüsselthema für Gesellschaft und Wirtschaft sind. Der Deutsche Hauswirtschaftsrat setzt sich weiterhin dafür ein, die politischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Eine Fortsetzung der Gesprächsreihe im Jahr 2025 ist geplant.
Informationen zum Deutschen Hauswirtschaftsrat
Der Deutsche Hauswirtschaftsrat ist der Zusammenschluss der Akteure in der Domäne Hauswirtschaft. Er ist die politische Interessenvertretung der Hauswirtschaft, der Ansprechpartner für Politik und Gesellschaft, Partner für die Institutionen der Berufsbildung und für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Seine Akteure kommen aus den Bereichen Verbände und Organisationen, Schulen und Bildungsträger, Einrichtungen der Jugendhilfe, Altenhilfe, Agenturen für haushaltsnahe Dienstleistungen, Beratungsunternehmen, Betriebe der Außer-Haus-Verpflegung, Industrie und Hochschulen. Der Deutsche Hauswirtschaftsrat vertritt über 500.000 Mitglieder und Mitarbeitende sowie über 100.000 Leser*innen der Verbandszeitschriften.
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