Der Deutsche Hauswirtschaftsrat spricht sich entschieden gegen die geplante Abschaffung von Pflegegrad 1 aus. Derzeit profitieren rund 860.000 Menschen in Deutschland vom sogenannten Entlastungsbetrag, der Leistungen ambulanter und hauswirtschaftlicher Dienste sowie die Unterstützung durch Angehörige ermöglicht. Pflegegrad 1 trägt damit maßgeblich dazu bei, dass Betroffene länger in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung bleiben können.
„Es ist allgemein anerkannt, dass dieser präventive Ansatz Pflegebedürftigkeit hinauszögert und die Selbstständigkeit erhält. Eine Abschaffung würde nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen verschlechtern, sondern auch langfristig höhere Kosten verursachen“, erklärt Ursula Schukraft, Präsidentin des Deutschen Hauswirtschaftsrats.
Die Streichung von Pflegegrad 1 wäre nach Einschätzung des Verbandes kurzsichtig und volkswirtschaftlich kontraproduktiv. Bereits heute ist absehbar, dass steigende Pflegekosten, der zunehmende Fachkräftemangel sowie die Überlastung pflegender Angehöriger die Pflegeversicherung stark belasten. Präventive Maßnahmen wie Pflegegrad 1 leisten hier einen wichtigen Beitrag, um stationäre Unterbringung zu vermeiden oder hinauszuzögern.
Hauswirtschaftliche Unterstützung hat dabei gleich drei Effekte: Sie schützt vor Stürzen, Mangelernährung und Isolation, entlastet pflegende Angehörige und Pflegekräfte und reduziert Kosten, indem teure Heimeinweisungen hinausgeschoben werden.
Über 70 Prozent der Pflege in Deutschland wird derzeit von Angehörigen übernommen. Für sie ist Pflegegrad 1 ein wichtiger Ausgleich, der Belastungen abfedert und häusliche Pflege ermöglicht. „Eine Abschaffung dieses Instruments würde die Schwächsten treffen und das Pflegesystem insgesamt schwächen“, so Schukraft.
Der Deutsche Hauswirtschaftsrat appelliert an die Bundesregierung, Pflegegrad 1 nicht nur zu erhalten, sondern auszubauen. Ziel müsse es sein, Menschen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu Hause zu ermöglichen.
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