Beim 22. rhw-Hygieneforum am 22. Oktober 2024 nahmen über 60 Personen online teil. Sechs Expertinnen und Experten waren in diesem Jahr als Referenten eingeladen.
Hochaktuell waren die Themen des rhw-Hygieneforums auch in diesem Jahr. Unter anderem ging es darum, die Basishygiene modern zu gestalten. Gefragt waren auch praktische Lösungen fürs Hygienehandbuch zu finden. Das Tabuthema Bettwanzen kam zur Sprache sowie pädagogisches Kochen in Kita und Schule. Reinigungsabläufe in Krankenhäusern wurden genauer unter die Lupe genommen.
„Was Hygienebeauftragte 2024 wissen sollten – gelöste Fälle aus der Praxis“, unter diesem Motto stellte Dr. Dieter Bödeker, Veterinärmediziner und Berater aus Wedemark, dar, was die Hauswirtschaft besonders beschäftigt. Der Experte hat beobachtet, dass nach der Corona-Pandemie nicht nur eine extreme Personalfluktuation stattgefunden hat, sondern damit einhergehend offenbar auch der Umgang mit anderen Keimen wie dem Norovirus verlernt wurde.
2024 ist es beispielsweise passiert, dass in einer größeren Pflegeeinrichtung 15 Bewohner gleichzeitig von einem Magen-Darm-Virus betroffen waren. Doch wurde dies nicht ans Gesundheitsamt gemeldet. Dabei gilt, dass in Pflegeeinrichtungen ein Ausbruch von zwei oder mehr Fällen an akuter infektiöser Gastroenteritis meldepflichtig ist. Noch mehr überrascht hat Dr. Bödeker, dass in dem Fall die passenden Mittel nicht ausgewählt und nur mit „begrenzt viruzid“ wirksamen Desinfektionsmitteln gearbeitet wurde und nicht mit den erforderlichen „begrenzt viruzid PLUS“.
22. rhw-Hygieneforum: Neues zu Einmalhandschuhen
Moderator und rhw-Chefredakteur Robert Baumann stellte als Impulsvortrag den aktuellen Kommentar der KRINKO zum „Indiktionsgerechten Einsatz von Einmalhandschuhen im Gesundheitswesen“ vor, erschienen am 7. März 2024. Denn ein Krankenhaus mit 800 Betten verbraucht 1,37 Millionen Handschuhe pro Jahr. Es lohnt sich also, darüber zu sprechen, denn es geht hier ja nicht nur um den Einkauf, sondern auch um die Entsorgung.
Wenn man auf Handschuhe verzichtet, wo es möglich ist, wurde insgesamt eine bessere Compliance bei der Händehygiene beobachtet. Handschuhe sind übrigens auch ein Risikofaktor wegen ihrer vermeintlichen Sicherheit, die sie dem Träger vermitteln. Hinzu kommen Gesundheitsrisiken für die Träger, denn 30 Prozent der Hauterkrankungen werden durch Feuchtarbeit (diese entsteht auch durch die Arbeit mit flüssigkeitsdichten Handschuhen) ausgelöst. Und leider gelingt auch das Ausziehen der Handschuhe nur selten kontaminationsfrei. „Die desinfizierte Hand ist nicht schlechter als ein frisch entnommener Handschuh“, so ein Fazit im Kommentar.
Flächendesinfektion
Zum Finale des diesjährigen 22. rhw-Hygieneforums war Dr. Georg-Christian Zinn (Foto) eingeladen. Er ist Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, Ärztlicher Direktor Bioscientia Healthcare GmbH, Zentrum für Hygiene und Infektionsprävention, Ingelheim.
Die Inaktivierung/Abtötung von Mikroorganismen funktioniert laut Dr. Zinn bei einer Flächendesinfektion vollständig nur bei einer sauberen Fläche, zum Beispiel vor aseptischen Tätigkeiten. Grundsätzlich gilt, dass High-Touch-Flächen (also patientennahe Flächen) ein höheres Übertragungsrisiko bergen als patientenferne Flächen. Der Stellenwert der Flächendesinfektion nimmt demnach mit zunehmender Distanz zum Patienten ab (wie beispielsweise Heizkörper).
Auch im Herbst 2025 lädt die VNM-Akademie und rhw management zum nächsten, dann 23. rhw-Hygieneforum ein!
Mehr zum Thema lesen Sie bald in der rhw management-Ausgabe 12/2024.
Text: Robert Baumann
Foto: Bioscientia Healthcare GmbH
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