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Die letzten Wünsche stehen an erster Stelle

von | Apr. 20, 2016 | aktuelle_artikel, Neu, Wissen-Betreuung

Hauswirtschafterin Martina Fricker arbeitet seit zwei Jahren als Hauswirtschafterin im Hospiz Esslingen. Für viele kaum vorstellbar: Ihr Alltag ist trotz der ständigen Konfrontation mit dem Thema Tod von Fröhlichkeit und Freude geprägt.

Heute brennt die Kerze in dem großen Windlicht nicht. Sie wird nur angezündet, wenn einer der Gäste für immer einschläft. Und erst wieder gelöscht, wenn die sterbliche Hülle desjenigen das Hospiz verlässt. Das kann schon einige Tage dauern. „Abschied nehmen zu können, ist etwas sehr kostbares. Nicht alle Angehörigen möchten das, aber wir machen das Angebot“, erzählt Martina Fricker.

Seit zwei Jahren arbeitet sie als Hauswirtschafterin im Hospiz Esslingen, seit zwei Jahren gehört der Tod zu ihrem Alltag. Doch wer sich die Einrichtung der evangelischen Gesamtkirchengemeinde als einen düsteren Ort vorstellt, liegt weit daneben. Hell und freundlich sind das umgebaute ehemalige Pfarrhaus sowie der Anbau gestaltet, viel Holz und große bunte Bilder tragen zu einer warmen Atmosphäre bei. Eine besondere Ruhe liegt in der Luft, kaum vergleichbar mit der manchmal hektischen Betriebsamkeit in einem Krankenhaus oder Pflegeheim.

Acht Plätze stehen im Hospiz Esslingen zur Verfügung, eigentlich sind alle durchgehend belegt. Durchschnittlich 17 Tage bleibt jeder Gast. „Manche sterben noch an dem Tag, an dem sie ihr Zimmer beziehen. Wir hatten aber auch schon einmal einen Herren, der Monate lang hier gelebt hat“, erzählt Martina Fricker.

Auch an diesem Tag sind alle Zimmer belegt, die meisten Bewohner bleiben hinter ihren Türen. Ein Gast wird im Rollstuhl zum Aufzug gefahren – er möchte an der frischen Luft eine Zigarette rauchen. Warum auch nicht: Wer hierher kommt, weiß, dass er nicht mehr gesund wird. Die letzten Tage oder Wochen sollen den Gästen so angenehm wie möglich gemacht werden. Das beginnt damit, dass ein Ärzteteam und das Pflegepersonal medizinisch dafür sorgen, dass ihre körperlichen Beschwerden gelindert werden. Und es hat viel damit zu tun, was Martina Fricker für sie tun kann.

Schon lange von einer Stelle im Hospiz geträumt
Die gebürtige Allgäuerin hat schon viele Jahre von einer Stelle in einem Hospiz geträumt – seit sie während der Ausbildung das damals gerade frisch eröffnete Hospiz in Lindau am Bodensee besucht hatte: „Das war so eine tolle Atmosphäre und eine ganz andere Arbeit – das ist mir nie aus dem Kopf gegangen“, erzählt die 43-Jährige, die sowohl gelernte Hauswirtschafterin wie auch Altenpflegerin ist.
Lange Jahre hat sie im Altenheim, in einem ambulanten Pflegedienst und schließlich in einem Privathaushalt gearbeitet. Dort war sie für den Haushalt und die Betreuung eines an Demenz erkrankten Mannes zuständig. In dieser Zeit entdeckte sie in der Zeitung, dass in Esslingen ein Hospiz eröffnet werden würde. „Ich habe mich sofort für die Hauswirtschaft beworben und die Stelle auch bekommen“, erzählt sie.

Zusammen mit einer Kollegin ist sie verantwortlich für alles, was mit Reinigung, Wäsche, Dekoration oder Essen zu tun hat. In vielen Bereichen unterscheidet sich die Arbeit kaum von der Hauswirtschaft in anderen Einrichtungen: „Wir müssen die gleichen Hygienestandards einhalten wie etwa Pflegeheime“, berichtet sie. So hat beispielsweise jeder der 20 Mitarbeiter (fast alle sind Teilzeitkräfte) im Umkleideraum einen Fundus an Kleidungsstücken, die er ausschließlich im Hospiz trägt und die im Haus gewaschen werden. Im Übrigen wird alle Wäsche direkt im Haus gereinigt – nur die eigene Kleidung der Gäste müssen die Angehörigen daheim waschen.
Isabelle Butschek

www.hospiz-esslingen.de

Mehr zum Thema lesen Sie in der rhw management-Ausgabe 5/2016

Foto: Hospiz Esslingen

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