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Infektiologie hauswirtschaftlich umsetzen

„Mir ist gerade in den Jahren der Pandemie aufgefallen, wie viel die Hauswirtschaft beitragen kann zum Thema Infektiologie, also der Lehre von Infektionserkrankungen und deren Verbreitung“, so Sascha Kühnau. Der Referent und Berater aus Berlin gibt Tipps, wie man das Infektionsrisiko senken und das Immunsystem stärken kann.

Nicht jedes Eintreffen von pathogenen Mikroorganismen führt auch zu einem Eindringen und zu einer Infektion. „Wenn ein Hepatitis-B-Erreger beispielsweise im Kartoffelsalat ist, ist das zwar nicht lecker, eine Übertragung findet jedoch nicht statt, da das Virus den oralen Weg nicht überlebt“, nennt Kühnau ein Beispiel. Und wenn man mit Salmonellen verseuchtes Geflügelhack mit den Händen verarbeiten würde, ist das nicht gefährlich, denn die Hände sind eine ungeeignete Eintrittspforte für Salmonellen. Auch Legionellen im Wasserglas oder in der Trinkwasserflasche sind unproblematisch, da der orale Weg keine Eintrittspforte ist, sie müssten erst über Aerosole oder Tröpfchen inhaliert werden, beispielsweise beim Duschen.

Erst Reinigen, dann Desinfizieren

Krankheitserreger vermeiden kann man zunächst durch die Reinigung, denn dadurch werden Mikroorganismen reduziert und Teile ihrer Nahrungsgrundlage entzogen. Wenn die Reinigung nicht reicht, steht die Desinfektion zur Verfügung. Indem man Klinken oder Schalter desinfiziert, kann man verhindern, dass die Erreger auf den Körper kommen. Auch durch das Lüften, also den Luftwechsel, kann man die Keimbelastung in der Atemluft wesentlich reduzieren, hier gibt es laut dem Berater noch viele ungenutzte Möglichkeiten. Ebenso verhindert das Tragen von Masken und Schutzhandschuhen das Eindringen von Krankheitserregern.

Immunabwehr – unspezifisch und spezifisch

Bei der körpereigenen Immunabwehr unterscheidet man zwischen der unspezifischen und der spezifischen Abwehr. Die unspezifische Immunabwehr bildet einen Schutz wie eine Festung. Da sind zum einen die anatomischen Faktoren wie die Haut, die quasi als Burgmauer fungiert, oder auch physikalische Faktoren wie der Schweiß, der Krankheitserreger aus den Poren transportiert. Ein biochemischer Faktor ist der Mundspeichel, er vermindert das Vermehren von Mikroorganismen.

Es liegt laut Kühnau an uns selbst, zu schauen: Wie können wir unsere unspezifische Immunabwehr gut erhalten? Dazu sollte zum Beispiel die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen ausreichend hoch sein, damit die Nasenschleimhäute nicht eintrocknen, ansonsten kommt es leichter zu einer Infektion.

Auch die Mitarbeitenden darf man nicht vergessen: wie gehen sie mit den aktuellen Krisen um? Wichtig: das Erleben von vermehrtem Stress während der Pandemie ist verständlich und kein Hinweis darauf, den Aufgaben nicht gewachsen zu sein. Es ist laut Kühnau wichtig, bei den Mitarbeitenden auf die Grundbedürfnisse (Pausen, Ernährung, körperliche Aktivität, Schlaf) und bisheriger Routinen im alltäglichen Leben zu achten.

Ungesunde Bewältigungsstrategien sollten vermieden werden. „Aus einer Berliner Einrichtung habe ich gehört, dass sich der tägliche Konsum von Zigaretten während der Pandemie verdreifacht hat. Die HBL hatte die Verkaufszahlen am Zigarettenautomaten erfasst. Das ist der Gesundheit der Mitarbeitenden natürlich nicht zuträglich.“

Arbeitshygiene als hauswirtschaftliches Thema

Als hauswirtschaftliche Führungskraft ist man auch beim Thema Arbeitshygiene gefragt. So sollte eine Über- oder Unterforderung von Mitarbeitenden vermieden und das Wohlfühlen im Team gefördert werden sowie für eine Klärung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten gesorgt werden.

Fazit: Stärken Sie als hauswirtschaftliche Führungskraft die Abwehrkräfte von sich selbst, ihren Kunden und Mitarbeitenden. „Sie können sich in allen Gebieten der Hauswirtschaft austoben, alles gehört mit hinein. Vergessen Sie keinen Bereich, denn der wird Ihnen sonst auf die Füße fallen“, so Kühnau.

Die ganzen Artikel lesen Sie in rhw management 3/2023.

Autorin: Alexandra Höß

Foto: Pixabay

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