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„Begrenzt viruzid plus“ und die Listen…

In der Ausgabe 6/2017 von rhw management steht das Thema Desinfektionsmittel im Fokus. Denn Anfang 2017 wurde vom Robert Koch-Institut eine neue Kategorie für die Desinfektion eingeführt.
Sie heißt „begrenzt viruzid plus“ und wenn man begeisterten Herstellerstimmen glauben darf, die beim 11. Münchner Hygienetag im Mai 2017 zu vernehmen waren, werden mit dieser neuen Kategorie 98 bis 99 Prozent aller Fälle der Desinfektion in sozialen Einrichtungen abgedeckt. Selbst wenn Fachverbände dies vermutlich nicht bestätigen würden, wird klar: Es ist zukünftig nicht mehr so oft notwendig, die Mittel zu wechseln und die Anwendung wird einfacher.

Nun gibt es jedoch zwei Listen, die unsere Branche besonders interessieren: die des Vereins für angewandte Hygiene (VAH) und die des Industrieverbandes Hygiene und Oberflächenschutz (IHO). Auf der Liste des IHO sind diese „begrenzt viruzid plus“-Mittel auch schon längst zu finden, sie werden meist nach der EU-Norm EN 14476 geprüft, wie sie die Europäische Biozidverordnung vorschreibt. Denn natürlich ist es für die Hersteller praktischer, mit nur einer Methode für alle EU-Staaten den Desinfektionsnachweis zu erlangen und nicht für jedes Land einzeln. Die IHO-Liste wird laufend online aktualisiert, die Hersteller selbst können sich sofort dort eintragen – ein Gutachtersystem soll dann anschließend die Angaben kontrollieren.

Bei der Liste des VAH, die normalerweise einmal pro Jahr aktualisiert wird, ist es noch nicht soweit. Denn hier übernimmt die Einordnung das RKI/VAH mit einer eigenen Prüfung vorher. Wenn man Aussagen aus dem Robert Koch-Institut von Mitte Mai 2017 aus Berlin folgt, dann wird die VAH-Liste noch in diesem Jahr wohl im Dezember, sozusagen außerplanmäßig, aktualisiert. Normalerweise geschieht dies nur einmal jährlich, doch das Vorgehen der IHO mag hier für eine Beschleunigung gesorgt haben?

Denn die Gesundheitsämter stehen unter Zugzwang; sie dürfen offiziell nur Mittel empfehlen, die in der VAH-Liste aufgeführt sind. Das war zumindest vom Gesundheitsamt München beim Münchner Hygienetag zu hören. Es gibt also gerade sehr praktikable Mittel, die meist über die EU-Norm getestet sind, und von den Herstellern selbst in die IHO-Liste eingestellt werden. Und parallel dazu noch die über Jahrzehnte angewandte deutsche DVV/RKI-Leitlinie, um diese Mittel zu testen.
In einigen Jahren wird sich das Ganze vermutlich harmonisieren. Auch die Methoden des Robert Koch-Instituts haben sich nach Angaben des IHO bereits den EU-Normen angenähert. Doch die Macher der Liste wissen selbst (Zitat aus der IHO-Präambel): „Für den Anwender stellt die damit erforderliche Interpretation von ggf. unterschiedlichen Wirksamkeitsangaben zur Viruzidie jedoch häufig eine erhebliche Schwierigkeit dar.“

Sie sehen: In der Zwischenzeit herrscht also in diesem Jahr noch ein wenig Wirrwarr, oder sagen wir: Warteposition. Dieses aufzuklären bezweckt der Artikel „Neue Standards für viruzide Desinfektionsmittel“ (zu finden in der rhw management-Ausgabe 6/2017 ab Seite 14) – und wir haben zudem auch eine Expertin vom Verband für angewandte Hygiene (VAH) zum diesjährigen 15. rhw-Hygieneforum nach Hannover eingeladen.

Robert Baumann

Mehr zum Thema lesen Sie in rhw management 6/2017

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