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„Veränderung ist die einzige Konstante“

Sie ist immer da, wo es brennt. Nicoline Bosch ist eine ungewöhnliche Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin, die in ihrer bisherigen Laufbahn schon einige Stationen durchwandert hat.

Von der ersten Hausdame in einem Vier-Sterne-Hotel über Gesamtwirtschaftsdienstleiterin dreier Reha-Kliniken oder als Sales Managerin bei einem großen Caterer. Sie ist immer neugierig, aktiv, wachsam und hat keine Scheu, etwas Anderes, Neues und Fremdes auszuprobieren.  „Eigentlich wollte ich Lehrerin werden“, erzählt Nicoline Bosch im Gespräch. Fachlehrerin für Handarbeit, Hauswirtschaft und Werken, um genau zu sein. Was also war dazu vonnöten? Sie absolvierte nach einer Ausbildung zur Hauswirtschafterin bei der Diözese Augsburg eine Ausbildung zur Hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin.

„Wir können Heimleiter sein!“
Die gerade beendete Diskussion, ob denn HBL in Bayern überhaupt Heimleiter/innen werden dürfen, sieht sie so: „Wir haben nach fünf Jahren eine verdammt gute Ausbildung mit einer ausgezeichneten lösungsorientierten Basis an Führungsqualität für die Zukunft. Und glauben Sie mir, ich habe viele Heimleiter in meiner Karriere kennengelernt und mir gedacht, das kann eine HBL aber mindestens genauso gut.“
Den enormen Arbeitsaufwand bei Münchenstift bewältigte sie vor allem auch deshalb, weil sie ein tolles Team im Rücken hatte. „Mein Team kann alles von mir haben – aber gegenseitiges Vertrauen ist das A und O! Für mich gilt: Entweder mit mir oder ohne mich“, so Bosch.

Später übernahm sie noch die Hauswirtschaft in einem zweiten Haus von Münchenstift. Nach dreieinhalb Jahren schließlich kündigte sie und war wieder unterwegs zu neuen Abenteuern. „Es war ja jetzt alles organisiert, ich musste mich nach etwas anderem umsehen.“
Sie zog es nach Karlsruhe und war bei einem privaten Träger Gesamtwirtschaftsdienstleiterin für drei Reha-Kliniken. Mit dem Bereich Küche hatte sie bislang noch recht wenig zu tun, „HACCP – was ist das nochmal?“, schoss ihr durch den Kopf. Unter ihrer Leitung wurden die Häuser hauswirtschaftlich konsolidiert, einheitliche Standards geschaffen, teilweise die Zimmer renoviert, sodass die Häuser einen Hotelcharakter bekamen. Ferner veranlasste sie, dass nicht jede der drei Einrichtungen ihr eigenes Süppchen kocht, sondern eine Gesamtwirtschaftsleitung entsteht, die durch Workshops und Meetings einander näher gebracht wurden.

Es war für sie eine inspirierende, allerdings auch nervenaufreibende Zeit. Die ursprünglich angedachte neue Strukturierung und Ausrichtung der Kliniken wurde nämlich aufgrund von Streitigkeiten in der Führung nicht ermöglicht. Eine Umstrukturierung in der Spitze folgte – und wieder betrieb sie Chaosmanagement.

Vier Karriere-Tipps der Mentorin
Abschließend noch Tipps von Nicoline Bosch für junge Frauen allgemein, ob sie nun Meisterin oder HBL sind:
– „Wartet nicht, bis ihr „entdeckt“ werdet, sondern seid vorher aktiv und macht auf eure Arbeitsleistung aufmerksam! Also raus aus der Komfortzone und der im Hauswirtschaftsbereich leider immer noch anzutreffenden Kittelschürzenatmosphäre, Eigeninitiative und -marketing zählt!“
– „Habt Mut, auch manchmal unbequem zu sein – dabei aber immer sachlich. Sucht euch herausfordernde Projekte und verwirklicht diese, auch, wenn man vorher meint, „das kann/schaffe ich nie“. Diese Gedanken bei neuen Herausforderungen, verbunden mit schlaflosen Nächten, hat man auch als erfahrene Führungskraft, man geht es mit der Zeit nur etwas gelassener an.“
– „Immer und auf jeden Fall: Fehler oder Wissenslücken sofort und deutlich formulieren, aber auch unbedingt Lösungsansätze dazu präsentieren.“
– „Frauen, verkauft Euch nicht unter Eurem Niveau! Testet Euren Marktwert! Beispielsweise empfiehlt es sich, hin und wieder Bewerbungen für Stellen zu schreiben, an welchen nicht zwangsläufig Interesse besteht. Dabei lässt sich das Schreiben von Bewerbungen und das Auftreten im Bewerbungsgespräch trainieren.“

Das Frauennetzwerk Foodservice
2008 entstand „das Netzwerk für Managerinnen und Unternehmerinnen“, wie sich der Zusammenschluss verschiedener Frauen in Führungspositionen nennt. Initiiert wurde das Netzwerk von der Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG und dem Deutschen Fachverlag. Der Schwerpunkt liegt in der Foodservice-Branche, denn gerade der Bereich der Ernährungswissenschaft ist für Frauen ein äußerst interessantes Berufsfeld. Allerdings sind Frauen in Führungspositionen auch dort deutlich unterrepräsentiert. Ziel ist es deshalb, Frauen in Führungspositionen in der Foodservice-Branche zu stärken und einen aktiven Beitrag zu leisten, deren Anteil zu erhöhen und sie zu fördern. Die Unterstützung junger Frauen wird beispielsweise durch das Cross-Mentoring-Programm geleistet. Das Netzwerk zählt derzeit 16 Mitglieder, im Moment ist keine Erweiterung geplant. Neue Mitglieder werden nur auf Empfehlung aufgenommen. Öffnen möchte sich das Netzwerk trotzdem: in Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Stuttgart und München werden regelmäßig Stammtischtreffen angeboten, um Frauen zusammenzuführen, damit sie sich untereinander vernetzten können.

www.frauennetzwerk-foodservice.de

Das ganze Interview lesen Sie in rhw management 7/8 2014

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