Es war eine spannende Diskussion bei der INTERHYGIENICA 2021 mit Dr. Mareike Bröcheler und Kolleginnen aus der Hauswirtschaft. Der Koalitionsvertrag sieht Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleistungen vor, doch am 26. September 2021 ist bereits die nächste Bundestagswahl. Deshalb hat der Deutsche Hauswirtschaftsrat e. V. eine Petition gestartet.
Über 130 Besucher hatte der Deutsche Hauswirtschaftsrat e. V. bei seinem virtuellem Stand der INTERHYGIENICA 2021. Ein Thema dabei war die neue Online-Petition-Initiative, die noch fünf Wochen lang Unterschriften sammelt. Der Deutsche Hauswirtschaftsrat und die Initiative Equal Care Day fordern die Bundesregierung und den Bundestag gemeinsam mit den Mitzeichner*innen dieser Petition dringlich dazu auf:
Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleistungen zeitnah einzuführen, um eine faire Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit und Erwerbsarbeit zwischen Frauen und Männern zu fördern und den Gender Care Gap zu bekämpfen.
Obwohl die Gesamtarbeitszeit von erwerbstätigen Frauen und Männern fast identisch ist, wenden Frauen dabei deutlich mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als für Erwerbsarbeit auf (EIGE 2020). Diese Zeitlücke wird im Gender Care Gap erfasst. Die Übernahme von Tätigkeiten im Haushalt, bei der Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen bringt insbesondere für Mütter aufgrund von häufiger Teilzeit und längeren beruflichen Auszeiten erhebliche Nachteile: Frauen im Alter von Mitte 30 werden ein um 62 Prozent (West) bzw. 48 Prozent (Ost) geringeres Lebenserwerbseinkommen (Gender Lifetime Earning Gap) als Männer erhalten (BMS 2020). Das führt schließlich zu einer deutlichen Rentenlücke (Gender Pension Gap).
Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleistungen verbessern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: 32 Prozent der Nutzer*innen haushaltsnaher Dienstleistungen geben an, dadurch mehr Zeit für berufliche Ziele zu haben (Forsa 2019). Sie stellen ein effektives Instrument zur Bekämpfung der Gender Gaps dar und tragen dazu bei, die weitverbreitete Schwarzarbeit (90 Prozent der Arbeitsverhältnisse) im Haushalt zurückzudrängen (Enste 2019). Eine aktive Gestaltung des haushalts- und personenbezogenen Dienstleistungssektors mit Aufstiegschancen ist für eine pandemiefeste Volkswirtschaft im 21. Jahrhundert notwendig.
Verschiedene Studien zeigen, dass die Zuschüsse zu positiven volkswirtschaftlichen „Earn-Back-Effekten“ führen: höhere Einkommen- und Umsatzsteuereinnahmen durch Bekämpfung der Schwarzarbeit, höhere Sozialabgaben durch legale Beschäftigung in Privathaushalten und mehr weibliche Fachkräfte für Unternehmen.
Das Vorhaben, Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleistungen einzuführen, wurde im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD (ab Zeile 1012) vereinbart und in der Gleichstellungsstrategie der Bundesregierung (2020) angekündigt – eine Umsetzung ist bis heute nicht erfolgt.
Hier können Sie bei der Online-Petition unterschreiben.