Richtige Ernährung für besondere Situationen ist das Motto von Kerstin Seidl und ihrem Münchner Team von Mothers Finest. Die 50-jährige Bürokauffrau und Autodidaktin leitet nach eigener Aussage den einzigen deutschen Speisen-Lieferservice für werdende und stillende Mütter, die sie nicht Kundinnen, sondern „Heldinnen“ nennt.
Frau Seidl, wie begann alles und was kam Stück für Stück hinzu?
Die Idee für diesen Lieferservice kam im Prinzip aus dem Nichts. Ich bin Mutter von fünf Kindern, mein jüngster Sohn Elija hat Down-Syndrom, und ich habe gemerkt, wie wenig den Müttern eigentlich angeboten wird. Und so geht es vielen Müttern; sie sind nach der Geburt verunsichert, was sie essen dürfen und es ist wahnsinnig schwierig, in dieser aufregenden Zeit gesund für sich zu kochen. Durch einen Therapie-Aufenthalt in Amerika für meinen Sohn Elija habe ich sehr viel über „richtige“ Ernährung gelernt. Das war quasi das Einzige, was ich für meinen Sohn aktiv tun konnte, mit großem Erfolg.
Mein Sohn war in einem Montessori-Kindergarten und der Koch dort, Charles Mall, ist ein echter Kenner und Ernährungswissenschaftler. Er hat mich dabei beraten, was man beachten muss, wenn man für stillende oder schwangere Frauen kocht. Mit ihm haben wir ein Ernährungskonzept ausgearbeitet, das speziell auf die Bedürfnisse von Mutter und Kind ausgerichtet ist, aber auch die Männer und übrigen Kinder nicht unberücksichtigt lässt. Bei Elija lege ich besonders viel Wert auf Ernährung. Ich bin überzeugt davon, dass man mit guter Ernährung die Entwicklung seines Kindes fördern kann – mit Zutaten wie Lachs, Cashew-Nüssen oder Brokkoli.
Wie wird die Auslieferung organisiert?
Wir planen bei der Auslieferung nur fünf Kunden pro Stunde ein, da ich das persönliche Gespräch an der Tür sehr schätze und den Müttern immer wieder Tipps gegen Erkältung oder im Umgang mit den kleinen Kindern geben kann. Ich lege großen Wert auf individuelle Betreuung mit vielen Vorgesprächen. Die Mütter und manchmal auch Väter rufen dann an, wie die Geburt war, damit ich sie individuell unterstützen kann. Wenn Medikamente entgiftet werden müssen, empfehle ich die passende Suppe dafür, ich habe Gerichte bei Eisenmangel und so weiter. Auch die drei anderen Fahrerinnen verstehen sich fast schon als Hebammen. Insgesamt werden drei Touren gefahren, die bis nach Bad Tölz und Dachau reichen können. Gefahren wird bisher in Privat-PKWs, aber wir planen eine Autoflotte.
Wir liefern auch immer wieder in Krankenhäuser, da mittlerweile viele mitbekommen haben, dass unsere Speisen besser und sinnvoller sein können als das übliche Krankenhausessen. Hinzu kommt, dass mich viele Kunden angesprochen haben, ob das Essen auch von der Schwiegermutter, kranken Tante, Opa, Oma und so weiter gegessen werden „darf“ oder ob dann akuter Milcheinschuss droht (lacht). Wir können von der Kapazität her noch weiter wachsen – gerne auch deutschlandweit.
Warum verwenden Sie Einweckgläser?
Durch die Einweckgläser sind die Speisen vakuumiert und im Kühlschrank acht Tage frisch, also mindestens bis zur nächsten Auslieferung – ohne irgendwelche Konservierungsmittel. Ganz zu Beginn dachte ich noch ziemlich naiv, das Ganze in Tupperdosen auszuliefern… Doch mit den Einweckgläsern haben wir sehr viele Vorteile, man kann die Speisen gut entnehmen, sie behalten ihre natürliche Farbe und Form, es gibt kein Eindringen von Luft oder Feuchtigkeit, keine Geruchsbildung im Kühlschrank und die wiederbefüllbaren Gläser schonen noch dazu die Umwelt, weil wir ja ohnehin mittwochs neue Ware bringen.
Und? Kommen die Gläser auch alle wieder zurück und wenn ja, in welchem Zustand?
Viele Kunden spülen die Gläser aus – das ist sehr nett -, aber natürlich müssen die Gefäße bei uns in der Küche anschließend trotzdem noch ausreichend erhitzt und gespült werden. Das Münchner Gesundheitsamt achtet sehr auf die Hygiene. Nun, einige Kunden werfen die Gläser versehentlich auch mal weg, aber das erkläre ich dann spätestens bei der nächsten Bestellung.
Mehr zum Thema lesen Sie in der rhw management-Ausgabe 9/2014.