Was macht Menschen glücklich? Was gibt ihnen Hoffnung? Ganz im Zeichen der Hoffnung auf eine bessere Welt mit glücklichen Menschen stand der 23. Welthauswirtschaftskongress mit dem Titel „Hope and Happiness“. 1.100 Teilnehmer/innen aus 60 Ländern trafen sich vom 31. Juli bis 6. August 2016 in der Wissenschaftsstadt Daejeon in Korea. Unsere Autorin Beatrix Flatt war für rhw management dabei.
Viele Menschen auf der Welt leben in Situationen ohne Hoffnung, ohne Perspektive, sie leiden an Hunger und Armut und sind oft Gewalt ausgeliefert. Und doch gibt es Hoffnung: In sieben Grundsatzreferaten, 260 Vorträgen und 270 Postern wurden auf dem internationalen Kongress für Hauswirtschaft neueste Ergebnisse aus Forschung und Wissenschaft präsentiert. Sie alle zeigten, welchen entscheidenden Beitrag Hauswirtschaft leisten kann, damit Menschen zuversichtlich in die Zukunft blicken können. Dabei ist es egal, ob es Menschen in ärmeren oder reicheren Ländern sind, ob es Menschen in Großstädten oder in ländlicheren Regionen sind. Hauswirtschaft hat Menschen, Familien, Haushalte und deren Umfeld im Blick.
Was Menschen glücklich macht
Hee Young Paik, ehemalige Familienministerin und emeritierte Professorin an der National University in Seoul, versuchte in ihrem Vortrag anhand verschiedener Studien zu erläutern, was Menschen glücklich macht und wie zufrieden Menschen in den einzelnen Ländern sind. Sie ist selbst erstaunt, dass die Menschen trotz der enormen wirtschaftlichen Entwicklung in Korea nicht so glücklich erscheinen. Laut des World-Happiness-Reports (www.worldhappiness.report) steht Korea nur auf Platz 58 von 157 untersuchten Ländern. Dänemark, Schweiz und Island führen die Liste an, Deutschland liegt auf Platz 16.
Die Referentin zeigte an Hand des Better-Life-Index der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), welche Faktoren zur Zufriedenheit der Menschen beitragen. Das Einkommen der Menschen und der Lebensstandard spielen eine große Rolle, aber die Studie ergab, dass Geld allein nicht glücklich macht. Auch hier liegt Korea in einigen Bereichen unter dem Durchschnitt, zum Beispiel im Bereich soziale Beziehungen und Work-Life-Balance.
Umfragen in Korea haben ergeben, dass die Familie entscheidend zur Zufriedenheit der Menschen beiträgt. Doch das Problem für Koreaner ist die mangelnde Zeit, die sie für ihre Familie – und speziell Väter für ihre Kinder – haben. „Die Politik muss die Familien unterstützen“, so die Forderung von Hee Young Paik. Und hier brauche die Politik die Unterstützung der Haushaltswissenschaftler.
In weiteren Vorträgen wurde erläutert, dass Korea bereits verschiedene Programme aufgelegt hat, um den Bedürfnissen und Wünschen der Familie näher zu kommen. Man hat auch Unternehmen eingebunden, um die Work-Life-Balance zu verbessern. Eine andere Idee ist, den Mittwochnachmittag frei zu geben, um auch unter der Woche Zeit für die Familie zu haben.
Peter O’Connor von der University of Auckland (Neuseeland) beschäftigte sich mit dem Begriff „Hoffnung“. Als Professor für „Angewandtes Theater“ schult er Lehrer und arbeitet mit Menschen in schwierigen Situationen. Er entwickelte eine ganz eigene Form der Pädagogik. Er wehrt sich gegen weltweit standardisierte Lehrpläne, bei denen das reine Vermitteln und Abfragen von Fachwissen im Vordergrund stehe. Das Wichtigste sei doch, den Kindern Hoffnung für eine bessere Zukunft zu vermitteln. Sie sollten sich nicht als Opfer fühlen, sondern lernen, dass die Hoffnung in ihnen selbst ist. Kinder bräuchten Handwerkszeug, wie sie sich und anderen in schwierigen Situationen helfen können.
In seinem Vortrag berichtete er über seine Arbeit mit Schulkindern, zehn Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Christchurch im Jahre 2011. „Sollte ich nach diesen Erlebnissen etwa normalen Unterricht machen?“ O’Connor motivierte die Kinder stattdessen, die Hoffnung in sich selbst zu suchen. Gemeinsam setzten sie diese Hoffnungsschimmer in einem Theaterspiel um. Sehr eindrücklich kann man das Video auf YouTube unter „Earthquake – teaspoon of light“ sehen.
Beatrix Flatt
Mehr zum Thema lesen Sie in der rhw management-Ausgabe 9/2016