Kundenbindung in der Hotellerie bedeutet Ausdifferenzierung der Angebote, individuelle Zimmergestaltung, Interieurs, die Geschichten erzählen, Gefühle wecken und Erinnerungswert besitzen. Die Mittel dazu stellten Experten auf der Messe „Heimtextil“ Mitte Januar 2015 in Frankfurt am Main vor.
Mehr als 68.000 Fachbesucher kamen im Januar 2015 nach Frankfurt am Main zur diesjährigen Messe „Heimtextil“, drei Prozent mehr als 2014. Sie konnten sich bei 2.759 Ausstellern aus 68 Ländern umsehen, davon 300 aus dem Objektbereich.
Gut besucht war der neu geschaffene „Themenpark“, eine Trendschau innerhalb der Messe, die inspirieren wollte. Galerien und Pavillons widmeten sich den Themen „Materialien“, „Farben“, „Gastlichkeit“ und „Techniklabor“. Hingucker waren themenbezogenen Installationen wie beispielsweise ein sieben Meter hohes Fuß-Spa oder ein digitaler Textildrucker. Kreativität bewies und weckte auch ein altes Küchenbuffet, in dessen Innerem altes Geschirr frei aufgehängt war. Die Messebesucher konnten durch einen Schlitz einen Euro in den Schrank werfen, die Münze rutschte über die „Geschirrstraße“ von oben nach unten, die Teller und Tassen gaben hübsche Klänge von sich. Unten nahm der Besucher seinen Euro wieder an sich und ging nach dieser angenehmen „Klangreise“ weiter seiner Wege.
Trend zur Individualisierung
Auch im Kongress- und Tagungsteil der „Heimtextil“ ging es um Inspiration, um die Frage: was wollen die Kunden von heute, was die von morgen? In der breiten Masse geht der Trend zu Budget-Hotels mit Übernachtungspreisen unter 100 Euro – „aber auch die sollen designed sein“, haben Experten wie Kristina Bacht von der Gesellschaft für Know-how-Transfer in Architektur und Bauwesen mbH (Hamburg) beobachtet. Die Kunden würden generell immer anspruchsvoller. Früher ging es im Hotelbereich um verschiedene Standards. Inzwischen hat sich das Angebot laut Bacht differenziert und wird dies weiter tun.
„Der Trend geht zur Individualisierung in zum Beispiel Stadt-, Land-, Wellness-, Luxus-, Öko-, Suiten-, Familien-, Freizeit- und Themenhotels“, erläuterte die Architektin. Dementsprechend gebe es auch bei Architektur und Ausstattung nicht den Trend, sondern jedes Hotel müsse für sich entscheiden, was zum eigenen Konzept passt – das setze natürlich voraus, dass es ein ausgearbeitetes Konzept gibt.
Dazu Anne Marie Commandeur, Chefin des Amsterdamer Stijlinstituts und eine der Hauptorganisatoren der Heimtextil: „Hotels sind heute mehr denn je gefordert, Gästen intensivere Erfahrungen und neue Wohlfühl-Konzepte zu bieten. Manche Ketten bieten ihnen bereits Massagetherapien, Vitamin-C-Duschen und hochmoderne Luftreiniger an. Es gibt ein wachsendes Interesse an gesundheitlichen und ganzheitlichen Konzepten. Gäste suchen immer nach Orten, die das körperliche und geistige Wohlbefinden stärken.“
Hotels sollten verstärkt mit Anbietern aus der Wellness- und Beautybranche kooperieren. „Und sie sollten sich mehr Gedanken über die Bedeutung von Düften und Licht machen“, mahnte Commandeur. Kristina Bacht brachte in ihrem Vortrag Beispiele gelungener Umsetzung – die gar nicht immer besonders viel kosten müssen. Das Hotel Strandgut in St. Peter Ording beispielsweise setzt den Fokus auf Farb- und Materialauswahl, eine klare Zonierung und Lichtgestaltung: „Natürliche Materialien, urbane Akzente und Kontraste – verschieden eingerichtete Zimmer erfüllen unterschiedliche Bedürfnisse“, skizzierte Bacht.
Sigrid Danke
Mehr zum Thema lesen Sie in der rhw management-Ausgabe 3/2015