Claudia Forster-Bard ist vielen als 1. Vorsitzende des MdH e. V. bekannt. Dass sie neben dieser ehrenamtlichen Tätigkeit auch als Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin in einem Kinderheim arbeitet, dürften dagegen die wenigsten wissen. Ein Porträt über die HBL.
Kindern in schwierigen Situationen zur Seite stehen: Das ist das Bestreben des „Theresienheims – Zentrum für heilpädagogische Kinder-, Jugend- und Familienhilfe“ in Saarbrücken-Burbach seit bereits über 100 Jahren. 1906 wurde es als „Stiftung Waisenhaus für verwahrloste Kinder“ von der Burbacher Fabrikantentochter Theresia Lüttgens gegründet und nach ihr benannt.
Schlüsselwort: Beständigkeit
Das Zentrum beheimatet insgesamt zirka 150 Kinder, welche oftmals aus schwierigen familiären Verhältnissen stammen – die Eltern stehen für die Erziehung ihrer Kinder aus unterschiedlichen Gründen kurz- oder auch längerfristig nicht zur Verfügung. Die Kinder, die im Haupthaus des Theresienheims leben, sind meist zwischen sechs und 14 Jahren alt und in sechs separate Wohngruppen mit jeweils neun Mitgliedern untergebracht. Diese Wohngruppen sind in Alter und Geschlecht gemischt; bei den Unterkünften handelt es sich in der Regel um Ein- oder Zweibettzimmer, um so eine Rückzugsmöglichkeit mit Privatsphäre bieten zu können.
Durch die Gruppenstrukturen des Theresienheims wird eine familienähnliche Atmosphäre geschaffen: kleine Gruppen, die gemeinsam essen, fernsehen oder spielen.
2007 nahm Claudia Forster-Bard ihre Tätigkeit in der Einrichtung als HBL auf. Und sie ist sehr gefordert, immerhin ist sie für 19 Mitarbeiter/innen der Hauswirtschaft verantwortlich. Die Hauswirtschaftskräfte des Zentrums arbeiten jeweils durchschnittlich 20 Stunden in der Woche. Zu jedem Team einer Wohngruppe gehört jeweils eine Hauswirtschaftskraft – dies unterstützt die Idee, dass unterschiedliche Berufsgruppen im Team zum Wohle der zu betreuenden Kinder zusammenarbeiten. Die Kinder erleben durch die vertrauten Gesichter eine Beständigkeit, die in ihrem Leben teilweise nicht selbstverständlich ist. Umgekehrt bekommen die Hauswirtschafter einen engen Bezug zu den Kindern; sie lernen sie umfassend kennen, können auf ihre Vorlieben und Wünsche eingehen.
Claudia Forster-Bard: „Oft blockiert liegengelassenes Spielzeug der Kinder über Tage deren Zimmer, wodurch es den Hauswirtschaftskräften teilweise erschwert wird, diese zu reinigen. Ich halte meine Mitarbeiter an, das Spielzeug nicht einfach aus dem Weg zu räumen, sondern gemeinsam mit dem Kind eine Lösung zu finden; das Kind wird einbezogen und ernst genommen.“ Dass diese teilweise schwierige Kommunikation mit den Kindern zustande kommt, erfordert großes Engagement von Claudia Forster-Bard: „Ich muss meine Mitarbeiter für ihre Arbeit sensibilisieren“, sagt sie. Alle sechs Wochen lädt die HBL alle hauswirtschaftlichen Mitarbeiter zur Teambesprechung ein. Bei diesen Treffen gibt sie Anleitungen zur Arbeitsorganisation, Urlaubs- und Vertretungsregelungen werden besprochen, neue Mitarbeiter stellen sich vor.
Daneben findet in den Gruppen ein täglicher Austausch zwischen Mitarbeitern im pädagogischen Dienst und aus der Hauswirtschaft statt. Die Beobachtungen der Hauswirtschaft fließen in die Erziehungs- und Förderplanung ein. Diese Dokumentation hilft, die Zusammenarbeit zwischen den Erzieher/innen und der Hauswirtschaft zu stärken und die Kinder besser einzuschätzen.
Neben den klassischen Bereichen wie Wäschepflege und Reinigen müssen die Mitarbeiter also auch bereit sein, Ansprechpartner für die Kinder zu sein. „Unsere Mitarbeiter der Hauswirtschaft sind mehr als ‚Putzfrauen‘. Sie müssen sich mit ihrem Job identifizieren und den Kindern mit viel Empathie begegnen“, so die HBL.
Wenn beispielsweise ein Kind unter Inkontinenz leidet, darf es deswegen nicht bloßgestellt werden. „Es ist auch die Aufgabe der Hauswirtschaft, für diese Situation eine Lösung zu finden. Zum Beispiel stellen wir einen Eimer mit Desinfektionsmittel ins Badezimmer. Dort kann das Kind verschmutzte (Unter-)Wäsche reingeben. Dadurch, dass das Kind einen festen Platz für schmutzige Wäsche hat, muss es nicht aus Scham die Wäsche in den Müll werfen oder gar unter dem Bett verstecken“, so Forster-Bard.
Eva Maria Reichert
www.theresienheim.de
www.verband-mdh.de
Mehr zum Thema lesen Sie in der rhw management-Ausgabe 10/2015