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Ein Leben gegen die innere Uhr macht krank

„Schlaf ist für Körper und Geist so wichtig wie Atmen, Essen und Trinken“, sagt der renommierte Schlafforscher Prof. Dr. Jürgen Zulley. Doch heute leiden viele Menschen unter Schlafmangel oder leben gegen ihre innere Uhr. Das hat Folgen, die von psychiatrischen Erkrankungen wie Depression, Abhängigkeits- und Angsterkrankungen über Infektionserkrankungen bis hin zum metabolischen Syndrom mit Bluthochdruck, Diabetes und Fettleibigkeit reichen können.

Eigentlich ist es ja etwas ganz Natürliches, das Schlafen, doch immer mehr Menschen haben Probleme damit. So leidet laut einer Untersuchung des Robert Koch-Instituts rund jeder vierte Deutsche unter Schlafstörungen, und elf Prozent finden ihren Schlaf nicht erholsam. Unser hektischer Alltag führt zu einer Art chronischem Schlafmangel. Auch haben wir das Gefühl dafür verloren, wie viel Schlaf wir eigentlich brauchen.

Dabei ist das Schlafen für uns Menschen genauso wichtig wie das Wachsein und beileibe keine unproduktive Zeit, sondern ein hochaktiver Prozess. Denn während des Nachtschlafs werden Eindrücke verarbeitet, Erinnerungen verfestigt, Organe und Gewebe regeneriert und auch Infekte bekämpft. Schlafen ist also ein aktives Anti-Aging-Programm.

Forscher gehen mittlerweile davon aus, dass ständiger Schlafmangel die Lebenserwartung verkürzt. Dazu passt eine Studie des Schlafforschers Lars Laugsand von der Universität Trondheim. Er beobachtete über elf Jahre mehr als 54.000 Norweger und fand heraus: Wer schlecht schläft, leidet häufiger unter Herzproblemen. Der Grund dafür sind die Stresshormone, die bei schlechtem Schlaf aufgeschüttet werden und die mittelfristig dem Herz schaden können.

Wie lange sollte man denn nun eigentlich schlafen? Sieben bis neun Stunden gelten für Erwachsene als ideale Schlafdauer. Allerdings sind die Unterschiede je nach Schlaftyp enorm und können zwischen fünf und zehn Stunden variieren. Schlafforscher raten, nicht auf allgemeine Ratschläge zu hören, sondern sich selbst zu beobachten. Eine einfache Regel lautet: Wer morgens einen Wecker braucht, um aufzuwachen, hat noch nicht genug geschlafen. Und wenn das morgens ein paar Mal hintereinander der Fall ist, darf man sich nicht wundern, wenn man sich unausgeschlafen fühlt.

Gespür für natürliche Rhythmen geht verloren
Doch in unserer modernen Gesellschaft ist nicht nur der mangelnde Schlaf das Problem, sondern ganz allgemein das verminderte Gespür für den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus. „Sehr viele Menschen in unserer Gesellschaft gehen auf zutiefst widernatürliche Weise mit den physikalisch vorgegebenen Wechseln aus Tag und Nacht, Frühling, Sommer, Herbst und Winter um“, schreibt der Neurobiologe Dr. Peter Spork in seinem viel beachteten Buch „Wake up – Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft“.

Ob das Arbeiten in dunklen Büros, das abendliche Starren auf den Computermonitor, die Zeitumstellung im März auf „Sommerzeit“, Schichtarbeit oder der zu frühe Schulbeginn: All das trägt laut Spork dazu bei, dass wir gegen unsere innere Uhr leben und damit unsere Gesundheit ruinieren. Die Folge: Übergewicht und Krankheit, mangelnde körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, hohe Infektanfälligkeit, verringerte Lern-, Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit, fehlende Kreativität und Lebensfreude, Reizbarkeit bis hin zur Depression.
Alexandra Höß

Mehr zum Thema lesen Sie in der rhw praxis-Ausgabe 3/2015

Foto: Focus PocusLTD – Fotolia

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