Bei der 4. Fachkonferenz „Bau und Betrieb von Senioren- und Pflegeeinrichtungen“ im Dezember 2019 in München ging es für Architekten und Heimbetreiber zusammen mit 17 Referent*innen aus Deutschland und Dänemark unter anderem um Fragen zur Raumatmosphäre in Heimen. Denn: Von einer besseren Atmosphäre für Bewohner*innen profitieren auch die Mitarbeiter*innen!
Wenn ein/e Bewohner*in ins Heim einzieht, schränkt sich der Lebensraum und Bewegungsradius auf etwa 500 Quadratmeter ein, beobachtet Henning Volpp von der GSP – Gesellschaft für Soziales Planen aus Stuttgart. Diesen kleinen Radius gilt es jetzt also so attraktiv wie möglich zu gestalten, sagte er gegenüber den rund 150 Teilnehmer/innen der Fachkonferenz.
Lieber in Bauvolumen investieren…
„Aus meiner Sicht sollten Sie lieber in Architektur – im Sinne von Bauvolumen – investieren anstatt in Technik“, so Volpp. Neue Heime gleichen im Sommer einer Thermoskanne: sie heizen sich auf und die Wärme kann nicht richtig entweichen. Grund ist neben den Außentemperaturen vor allem die interne Wärmelast, beispielsweise durch den Menschen oder das Kochen, welches teilweise auf den Wohngruppen stattfindet. Auch Verkleidungen für eine bessere Akustik machen es nicht einfacher, ein Haus zu kühlen. Umso stärker müsse in gut geplante Architektur und einfache Technik investiert werden.
Henning Volpp stellte einen Zusammenhang zwischen der Lebensdauer eines Gebäudes und dem Technikanteil eines Gebäudes her, da letzterer meist früher ausgetauscht werden muss und eine wirtschaftliche Gesamtsanierung oftmals in Frage stellt. Volpp hinterfragte dabei auch die Nachhaltigkeit von zentralen Lüftungsanlagen in Gebäuden für die Altenhilfe, da diese einen hohen Stromverbrauch haben. Er hinterfragt auch die damit verbundene Lebensqualität.
RWA-Lüftungselemente mit Doppelnutzen
Anders ist es im Haus Lechfeld. Hier ist ausreichend „Zwischenraum“ und Offenheit geplant, so dass die natürliche nächtliche Durchströmung mit RWA-Lüftungselementen zum Auskühlen des Hauses genutzt werden kann. Darüber hinaus dienen diese Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) im Ernstfall auch zur Brandlüftung und zur Entrauchung von Flucht- und Rettungswegen.
Lebenswelt Pflegeheim
Die Haushaltsökonomin Dr. Beate Radzey von Demenz Support Stuttgart promovierte vor fünf Jahren zum Thema Demenz. Sie erfasste dazu über 11.000 eigene Beobachtungsdaten und ihre Arbeit ist auch als Buch erschienen unter dem Titel: „Lebenswelt Pflegeheim“. Im Rahmen dessen versuchte Radzey räumliche Kriterien zu ermitteln, die für die Lebensqualität der Heimbewohner*innen von besonderer Bedeutung sind. Einige der Erkenntnisse: „Zum optimalen Betreuen von dementen Menschen muss es Räume für Rückzug geben, eine Überschaubarkeit, eine Gemeinschaft und auch eine Art Feuerstelle mit Essen.“
Weitere Themen der 4. Fachkonferenz 2019 waren innovative Konzepte für Senioreneinrichtungen“ (multikulturelle Seniorenzentren, Hospize, Quartierszentren) und das Thema „Planung und Bauen“ (Facility Management, Gebäudesystemtechnik, Brandschutz, Akustik), worüber wir in einigen der folgenden Ausgaben von rhw management berichten werden.
Die nächste, 5. Fachkonferenz „Bau und Betrieb von Senioren- und Pflegeeinrichtungen“ findet am 3. und 4. Dezember 2020 in München statt.
Robert Baumann
www.management-forum.de/senioren
Mehr zum Thema lesen Sie in der aktuellen rhw management-Ausgabe 1-2/2020.
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Foto oben: von links: Moderatorin Dr. Ing. Birgit Dietz, Leitung Bayerisches Institut für alters- und demenzsensible Architektur und Lehrbeauftragte der TU München, Dr. Beate Radzey, Demenz Support Stuttgart, Henning Volpp, Volpp Amann Heeg GmbH, GSP – Gesellschaft für Soziales Planen