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Demenzkranken in ihrer Welt begegnen

„Dem Leben nicht mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben geben“ ist das Leitbild des Utspann, einer Wohneinrichtung für Menschen mit Demenz in der Samtgemeinde Fredenbeck in Niedersachsen.

Das über 200 Jahre alte denkmalgeschützte Bauernhaus ist seit Anfang 2012 ein Zuhause für 29 Demenzkranke, die hier nach dem Normalitätsprinzip betreut und gepflegt werden.

„Utspann“ ist das plattdeutsche Wort für Ausspannen. Die heutige Wohneinrichtung war früher ein Gasthaus, das an einem wichtigen Handelsweg lag. Hier spannten die Händler ihre Ochsen- und Pferdefuhrwerke aus und machten eine Pause. „Deshalb heißen wir Utspann“, erklärt Anke Kahlich, die zusammen mit ihrer Tochter Theresa die Einrichtung betreibt. Und ausspannen und umsorgt werden ‑ das können die Bewohner auch heute noch an diesem Ort.

Die 1.200 qm Wohn- und Nutzfläche in einer weitläufigen Parkanlage mit einem geschützten Garten in idyllischer Ortsrandlage bieten einen idealen Rahmen für diese spezielle Art der Betreuung von demenzkranken Menschen. In dem ebenerdigen, barrierefreien Bauernhaus ist die 170 qm große Diele der zentrale Wohnraum für alle Bewohnerinnen und Bewohner, als Stätte der Begegnung sind von hier alle anderen Räume erreichbar. 24 Zimmer, davon 19 Einzelzimmer und fünf Doppelzimmer, jeweils mit Nasszelle, stehen den Bewohnern zur Verfügung. Hinzu kommen Funktionsräume, Dienstzimmer, ein Wohnbereichsbad und eine Wohnküche.

Der Hof wurde bis in die 1970er Jahre hinein als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt. Am Schluss stand er noch eine Zeitlang leer, bis Anke und Theresa Kahlich sich im August 2010 entschlossen, die Immobilie zu erwerben, um hier ihr ehrgeiziges Projekt zu realisieren. „Das 200 Jahre alte Haus war von innen eine Katastrophe“, erinnert sich Anke Kahlich. Mit Hilfe eines Architekten wurde in aufwändiger Detailarbeit ein Konzept für die Einrichtung erarbeitet. „Doch dem Architekten mussten wir erst einmal klarmachen, dass dies kein Hotel werden soll, sondern ein Zuhause für alte Menschen.“

In die Planungen brachten die beiden Bauherrinnen ihre fundierte Sachkenntnis ein. So ist Anke Kahlich ausgebildete Sparkassenkauffrau und Hauswirtschaftsmeisterin. Ihre Tochter ist ausgebildete Hauswirtschafterin und hat dann an der Universität Vechta Gerontologie studiert. Während ihres Studiums hat sie viel über moderne Wohn- und Betreuungsformen in der Altenhilfe gelernt. „Und den Gedanken, so etwas zu machen, hatten wir schon länger“, so Anke Kahlich.

Eines war den beiden Unternehmensgründerinnen von Anfang an klar: „Wir hatten Familienangehörige in Pflegeeinrichtungen und fanden es absurd, dass an Demenz erkrankte Menschen und nicht an Demenz Erkrankte zusammen betreut werden. So wird man keinem Menschen gerecht.“ Das fange schon bei den Mahlzeiten an, die für die nicht demenziell veränderten Menschen sehr wichtig für die Tagesstruktur seien. Essen diese Bewohner nun mit demenzkranken Menschen zusammen, bei denen die Tischkultur weitgehend verloren gegangen ist, dann ist dies natürlich problematisch.

www.utspann.eu

Alexandra Höß

Mehr zum Thema lesen Sie in der rhw management-Ausgabe 1-2/2015

Foto: Alexandra Höß

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