Bei seinen Untersuchungen zu den Themen Waschen und Mikrobiologie hat Prof. Dr. Dirk Bockmühl und sein Team von der Hochschule Rhein-Waal (Kleve) spannende Ergebnisse herausgefunden. Demnach waschen wir die Wäsche eher zu warm und sollten uns die hygienische Kraft der Bleiche bewusster machen.
Gerade gestern rief uns eine Leserin an, die ihre Gästehandtücher zur Sicherheit mit 95 Grad wäscht, etwas viel oder?
Ja, in der Tat. Zusammenfassend kann man sagen, dass Sie mit einer 60-Grad-Wäsche – ob mit oder ohne Vollwaschmittel – eine vollständige Abtötung der Keime erreichen, das beweisen auch zahllose andere Experimente, die wir durchgeführt haben.
Auch aus Umweltgesichtspunkten ist es wichtig, nicht heißer als 60 Grad zu waschen, um Energie zu sparen. Ein Absenken der Waschtemperatur von 60 Grad auf 40 Grad halbiert bereits die Gesamtenergie, die inklusive des Schleuderns und des eigentlichen Waschvorgangs gebraucht wird.
Können Sie die Entrüstung einiger Menschen nachvollziehen, dass die sogenannte 60 Grad-Wäsche eigentlich gar nicht mehr bei 60 Grad gewaschen wird?
Das bezieht sich insbesondere auf das 60-Grad-Eco-Programm, wo in manchen Maschinen mit etwa 25 bis 30 Grad Temperatur die Waschkraft von 60 Grad erzielt werden soll. Dabei werden die anderen Faktoren des Sinnerschen Kreises – wie Zeit und Mechanik – stärker genutzt. Die Hersteller machen sich dabei zu Nutze, dass vor allem beim Heizen Energie gespart werden kann.
Der Fleck geht natürlich auch so raus, doch was ist mit den Bakterien?
Das wollten wir in einer Untersuchung 2014 genauer wissen. Dabei müssen die Mikroorganismen beim Waschvorgang nicht unbedingt abgetötet werden, sondern es reicht, dass sie schlicht und ergreifend gelöst und weggespült werden. Wir konnten mit dieser Studie zeigen, dass das auch in Grenzen funktioniert, aber dass wir gerade bei den Hautpilzen schon eine gewisse Temperatur brauchen.
Was dabei auffällt: Ist der Einsatz von Vollwaschmittel statt Color-Waschmittel wirklich so gravierend?
Die Bleiche oder besser gesagt Bleichmittel auf Sauerstoffbasis bei Waschmitteln in Pulverform hilft tatsächlich auch beim Energiesparen. Je nach Versuchsanordnung kann es sein, dass man mit Vollwaschmittel 10 oder sogar 20 Grad kälter waschen kann und dasselbe hygienische Ergebnis erreicht wie mit einem Color-Waschmittel!
Was sind Ihre nächsten Forschungsziele?
Interessant wird es für mich beim Thema Geschirrspülen. Das Thema Wasserverbrauch ist ja bereits ausgereizt, ein moderner Geschirrspüler braucht heute etwa nur noch zehn bis 15 Liter Wasser für einen Spülgang. Jetzt machen uns die niedrigen Temperaturen wegen des Energiesparens tatsächlich Sorgen, denn hier ist der Infektionsweg vom Geschirrteil zum Mund deutlich heikler als bei der Wäsche. Eine neue Norm in Bezug auf die Hygiene beim Haushaltsgeschirrspülen ist gerade in Arbeit und kommt hoffentlich in den nächsten Jahren.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das ganze Gespräch lesen Sie nach in der aktuellen rhw management-Ausgabe 9/2019.
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