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Bildungsort Kita: „Hauswirtschaft wird bisher übersehen“

„Die Ernährungsbildung in der Kita ist wichtiger als später in der Schule.“ Warum ist das so? Wir sprachen mit Diplom-Ökotrophologin Silke Schöngart-Mühlegg von der Landeshauptstadt München. Sie sagt: Bisher ist die Rolle der Hauswirtschaft dabei noch viel zu wenig sichtbar.

„Die Kita steht an erster Stelle bei der Ernährungsbildung, sie ist noch wichtiger als später die Schule, denn hier werden die Grundlagen gelegt“, sagt Silke Schöngart-Mühlegg. Sie ist Leiterin der Abteilung Fachberatung und Fachplanung für den Geschäftsbereich Kitas bei der Landeshauptstadt München. Habe die Ernährungsbildung in der Kita noch ihren Platz, rutsche sie in der Schule dann ganz schnell in die Projektarbeit.

Wichtig: am Bildungsort Esstisch in der Kita geht es nicht nur um Ernährungsbildung, sondern um ganz viel mehr, wie zum Beispiel sprachliche Bildung, Feinmotorik, Geschmacksprägung oder auch soziale Kompetenz. „Oft sagen pädagogische Fachkräfte aufgrund des Personalmangels kommen sie gar nicht mehr zur pädagogischen Arbeit. Doch in dem Moment, in dem sie mit den Kindern zusammen essen, passiert so viel, das wird oft gar nicht so gesehen“, erklärt die Sachgebietsleiterin.

Bildungsmomente wahrnehmen

Eine Studie des Staatsinstituts für Frühpädagogik und Medienpädagogik (IFP) lieferte das ganz klare Ergebnis, dass gerade die Alltagssituationen in der Bildung bisher überhaupt keine Berücksichtigung finden. „Ernährung und Hauswirtschaft sind alles Alltagssituationen, die so viel Bildung liefern! Diese Bildungsmomente werden aber eher übersehen und gar nicht erfasst“, so Silke Schöngart-Mühlegg.

Die Sachgebietsleiterin bietet mit ihrem Team Beratung für die pädagogischen und hauswirtschaftlichen Mitarbeitenden in den Kitas der Stadt München, aber auch für Kitas freier Träger an. Derzeit setzt die Fachberatung ein Projekt um, bei dem es um die Einführung einer Frisch-Mischküche für die städtischen Kitas geht.

Einführung einer Frisch-Mischküche als Projekt

Für das Projekt gab es 2019 einen Auftrag vom Stadtrat München. An 30 Standorten, die bisher mit dem Tiefkühlmischsystem arbeiten, soll überprüft werden, inwieweit eine Umstellung auf eine eigene Produktion des Mittagessens möglich ist. Der Grund dafür ist, dass es sich laut Silke Schöngart-Mühlegg in Kitas nicht bewährt hat, dass man Verpflegungsleistungen einkauft: „Es ist wichtig, dass frisch gekocht wird in der Kita, damit die Sinne der Kinder angeregt und Lebensmittel sichtbar gemacht werden.“

Mit dem Projekt möchte die Fachberatung belegen, dass bei einer Umstellung hin zum frischen Kochen viel mehr Bildungsaspekte umgesetzt werden können – bei gleichzeitig stabilen Kosten – und auch viel mehr Teilhabe und Zufriedenheit, letztendlich auch im hauswirtschaftlichen Bereich, erreicht werden kann. „Hauswirtschaft bekommt dadurch viel mehr Wertschätzung und auch Kontakt zu den Kindern.“

Die Fachberatung ist in das Projekt Frisch-Mischküche mit der Hypothese gestartet, dass sich der Wareneinsatz dadurch verringert und der Personalbedarf vergrößern wird. Im Laufe des Projekts habe man bereits festgestellt, dass trotz Inflation und Preissteigerungen durch eine Umstellung tatsächlich der Wareneinsatz gesenkt werden kann. Das hat laut Silke Schöngart-Mühlegg schon etwas überrascht.

Und trotz knapper Personaldecke gibt es eine hohe Motivation in den Kitas: „Die Kitas und die hauswirtschaftlichen Kräfte erleben durch die Projektbeteiligung eine gesteigerte Wertschätzung der Kinder und Eltern, da passiert gerade ganz viel. Und die Neugierde bei allen anderen Kitas, die davon hören, steigt.“

Alexandra Höß

Den gesamten Beitrag lesen Sie in rhw praxis 1/2023 „Ernährung und Bildung“ die auch als Einzelheft bestellt werden kann unter www.fachbuchdirekt.de

Mehr zum Thema lesen Sie in der aktuellen rhw-management-Ausgabe 5/2023.

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